


Aber die anderen Häuser sind ebenso schön und individuell: Mal ist in einem Haus die Wanne in der Mitte des Zimmers – „Dann kann einer baden und der andere liegt auf dem Bett. Da kann man schön ratschen“ erklärt die Besitzerin Anja die Idee. Oder auch in der Badewanne frühstücken. Andere Häuser bieten mehr Privatsphäre. Alle haben einen Kamin und sogar eine Außenfeuerstelle für das Lagerfeuer am Abend. Bald kommen größere Häuser hinzu, in denen man auch längere Zeit verbringen kann. Hier kann man dann auch selber kochen, wenn man mag – der Kühlschrank im Haus ist dann bereits für die Gäste gefüllt. Ab Dezember sind die neuen Unterkünfte fertig. Dem Anspruch an eine besondere Architektur sei man, so die Anja Horn, von Anfang an verpflichtet. Seit das Hofgut mehrfach ausgezeichnet wurde, könne man nicht mehr einfach so bauen. Also werden auch die neuen Häuser alles andere als gewöhnlich werden. Abseits jeglicher Urlaubsklischees und wie auch die anderen Häuser ein Ort für süßes Nichtstun.

Denn was gibt es schöneres, als beim Abendessen einfach auf den leuchten roten Sonnenuntergang zu starren anstatt auf das blinkende Handydisplay. Zudem sitzt man mit anderen Gästen am Tisch und plaudert. Ich habe ganz entzückende Menschen hier bei Essen kennengelernt. Es sind Gleichgesinnte. „Partners in crime“, Genießer und Menschen, die sich auf dem Ballermann unwohl fühlen. Und dann später -anstelle der Tagesthemen- kann jeder Gast vor seinem Haus noch ein Lagerfeuerchen anzünden – und beim Blick in die Flammen den Tag Revue passieren lassen. Im Winter heizt man die Kamine in den Häusern – und kann bei knisternden Flammen lesen. Genügend Bücher gibt es, Spiele auch. Und auch der Tag kann voll sein – wenn man mag. Gäste können hier Massagen buchen oder im Winter in der Erdsauna oder in der Finnischen Sauna verschwinden, schwitzen und nachdenken. Oder lernen: Die Gastgeber bieten unzählige interessante Koch- und sogar Baristakurse an.
Apropos: Der Kaffee, der hiermit viel Wissen zubereitet wird, kommt von einem besonderen Händler aus München. Der ist eigentlich studierter Philosoph. Das schmeckt man, finde ich. Mir erklärt Eigentümer Rückerl im Schnelldurchlauf wie man einen guten Cappuccino macht. Wie seine Frau ist er ein Vollprofi, er ist gelernter Koch, sie Hotelfachfrau. Die ältere Tochter geht auf die Tourismusschule – beide Eltern hoffen, dass sie den Hof einmal übernehmen wird. Das hoffe ich, wie wohl alle Gäste des Hofguts mit. In dem Gästebuch von „meinem“ Wiesenhaus, werden Manager zu Poeten und schütten schriftlich ihr Herz aus. Sie schreiben, wie sie mal „ein paar Tage“ raus mussten und ihre Frauen den Kurzurlaub gebucht hatten und sie sich nicht vorstellen konnten, ohne Handy und ohne Fernseher zu leben. Und dann endlich runter kamen und traurig waren, nach drei Tagen wieder fahren zu müssen. Andere Gäste schreiben ganze drei Seiten über ihre Erlebnisse hier. Alle sind dankbar und das Lesen der Eindrücke macht mich sentimental. Ich werde auch ein paar schöne Sätze hineinschreiben und sentimental werden, dass weiß ich schon am ersten Tag. Nicht nur die Häuser sind hier nah am Wasser gebaut. Außerdem haben es mir die drei Hofkatzen angetan, besonders Janosch. Hier erfahrt ihr, warum.

Am zweiten Abend überzeugte mich Koch und Chef Erwin Rückerl mit einem leichten Antipasti-Trio als Appetithäppchen gefolgt von einem Tomaten-Mozzarella-Duo. Als Hauptspeise gab es ein saftig gegrilltes Steak mit aromatischen Rosmarinkartöffelchen und Pilzen und zum Abschluss die Sünde pur in Form eines Schokoküchleins mit flüssigem Kern samt Vanilleeis. Kann ich bitte bleiben? Übrigens: Immer donnerstags gibt es für alle (und auch für Gäste aus der Umgebung und Einheimische) eine große Spaghettata. Man isst zusammen Pasta aus der Riesenpfanne – ein echtes Fest. Am Freitag Abend geht es feiner zu – ein 4-Gänge-Menü mit hochkarätigen Speisen wird dann aufgetischt. Ach ja, Köchin Franzi kann nicht nur super kochen, sie ist auch eine echte Bayerin und hat versucht, mir ihre Sprache ein wenig näher zu bringen… naja…

Ich habe lieber die Gunst der Stunde genutzt und war bei Trachten Waldmann, einem echten Trachtenladen ohne viel Schischi, aber mit der wohl freundlichsten Bedienung weit und breit. Weil ich auf der Suche war nach jemandem, der mir das Jodeln beibringt, wurde mir kurzerhand ein bayerisches Liedgut vorgetragen – auch was feines. Und mein erstes Dirndl ist eine gute Wahl. Ich trage es gerade, als ich diese Zeilen hier schreibe. Schon allein deshalb muss ich noch mal hier herkommen – damit ich das Dirndl wieder tragen kann. Ach ja, dann muss ich auch den angeblich besten Gugelhupf der Welt ausprobieren, den es hier in Bad Birnbach gibt. Und zwar im Sammareier Gutshof.

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