Es musste ja so kommen. Ziemlich genau zehn Jahre nach dem ich meinen Dokumentarfilm „Landliebe“auf der schwäbischen Alp gedreht habe, stehe ich selber auf dem Acker. Und pflanze Kräuter an. Neben mir kniet schwer beeindruckt ein echter Bauer. Und freut sich, dass ich alles richtig mache. Und so schnell bin. Ich bin in Hoi An im Tra Que Herb Village, einem Ökobauernhof, der so wohl einzigartig in ganz Vietnam ist.

Als ich ankomme, empfangen mich als aller erstes zwei mauzende Kätzchen. Eine schwarz, die andere getigert. Und brechen mir das Herz, weil sie sich mir sprichwörtlich vor die Füße schmeißen. Streicheln! Jawohl, ich setzte mich auf den Boden und knuddel die beiden erst mal ordentlich durch. Mein Guide Son findet das saukomisch. Son hatte mich mit dem Fahrrad an meinem Hotel abgeholt – und auch er sprach wie mein Guide in Hanoi perfektes Deutsch. Von 1988 bis 1994 hat er in Bitterfeld (!!!!) als Ingenieur gearbeitet und ist nun hier in Zentralvietnam als Fremdenführer tätig. Während also die Mietzen schnurren, erzählt er mir von seiner Zeit in Deutschland und der Nacht des Mauerfalls. Spannend.

Aber da kommt auch schon der nette Bauer um die Ecke, mit vietnamesischem Strohhut und Spitzhacke in der Hand. Schluß mit Schmusen heißt es für mich, denn heute bin ich Praktikantin auf der Farm. Zunächst zeigt er mir, wie und was hier angebaut wird. Vor allem Kräuter und Salate gedeihen in den Feldern. Und zwar strikt biologisch. Der Dünger kommt aus den nahegelegenen Flüssen und Seen: es ist ein Seegras, das geerntet und getrocknet wird und so reich an Nährstoffen ist, dass auf zusätzlichen Dünger komplett verzichtet werden kann. Vorbildlich!

Ich lerne, wie die vietnamesischen Bauern ihre Beete sprengen – mit einem breiten Brett auf den Schultern, an dessen Enden jeweils eine Gießkanne hängt. Mein Lehrbauer geht damit locker entspannt zu einem Wasserbassin, kniet sich mit seinen sicherlich stolzen Lenzen ganz geschmeidig hin und füllt das Brett balancierend zunächst eine Gießkanne, dann die andere mit Wasser. Nun bin ich dran. Ich habe schon arge Befürchtungen, mich total zum Klops zu machen und alles fallen zu lassen, aber mein Lehrmeister hilft mir und ich schaffe es tatsächlich ohne großes Malheur die Kannen zu füllen. Bepackt wie ein Esel schleppe ich die beiden vollen Kannen zu „meinem“ Beet. Hier soll ich Thaibasilikum anpflanzen. Wir buddeln, graben die Erde um, geben den Seegras Dünger hinzu und pflanzen dann die feinen Setzlinge ein. Ich mache das so gut, dass mein Lehrbauer große Augen bekommt. „Er will dich anstellen“ verrät mir Son, „nur bist du wahrscheinlich zu teuer“. Recht hat er der gute Mann. Aber ich bin noch mehr angespornt und mache brav alles was er mir sagt. Obwohl ich schwitze wie in einer Sauna. Zack, kurze Zeit später ist mein Beet bepflanzt. Haha!

Ich schultere wie ein Profi meine Spitzhacke und trapse pfeifend hinter meinem Lehrbauern her. Huch ist das nicht ein Korianderbeet rechts? Ja, richtig. Also kurz mal die Spitzkacke bei Son abgeliefert und rein! Ich lieeeeeeebe Koriander, meinetwegen könnte auf jedem Essen ein ganzer Berg Koriander sein. Der Bauer meckert auch nicht, also futtere ich mich gierig durch. Köstlich. „Es gibt aber noch Essen“, bremst mich mein Guide Son väterlich. Das hatte ich ganz vergessen. Es gibt ja auch noch einen kleinen Kochkurs für mich! So schnell bin ich noch nie aus einem Korianderbeet gesprungen (ich war aber auch vorher noch in keinem).

Zurück vom Feld geht es direkt (na gut… NACH nach dem erneuten ausgiebigen Katzenkraulen) los. Hinter dem Herd steht eine junge freundliche Frau die mir zeigt, wie man vietnamesische Reismehlpfannkuchen backt. Der Teig sieht aus wie für ein Omelett, besteht aber nur aus Reismehl, Kokosnussmilch, etwas Wasser und Kurkuma. Die Mischung kommt in eine heiße geölte Pfanne, in die man vorher wenn man mag Speck und Garnelen oder auch Pilze anschwitzt. Dann verfährt man wie bei einem Omelett. Also: Pfanne auffüllen, warten, Deckel drauf und wenn sich das Omelett leicht vom Boden lösen lässt schwungvoll in der Luft wenden. NATÜRLICH ist mein erster Pfannkuchen auf dem Boden gelandet. Was sonst? Aber beim zweiten Mal hatte ich den Schwung raus und habe geglänzt mit einer perfekten Pfannkuchen-in-der-Pfanne-wo-er-hingehört-Landung. HA! Was für ein Spaß. Als dann auch noch das vietnamesische Fernsehen unerwartet um die Ecke kommt und ein Interview mit mir machen will, ist der Tag so richtig rund. Nur die Katzen hätte ich wirklich nur zu gern mitgenommen.
Die Ausflüge zur Tra Que Farm sind über Enchanting Travels buchbar – danke für die Einladung!