Die Sonne steht am Himmel, aber so richtig schafft sie es noch nicht, gegen die kühle Brise vom Meer anzukämpfen. Ist halt auch Seeland – die größte Insel Dänemarks, umgeben von dem schönen Wasser der Ostsee und eben manchmal einem kräftigen Wind.
Wir sind morgens mit einem Mietwagen in Berlin auf einen Roadtrip gestartet um die Region zu erkunden. Nach einer kurzen Fährfahrt auf der MV Berlin der Scandlines sind wir endlich angekommen. Wir, das sind meine Kolleginnen Nina von Smaracuja und Lea von Escape Town und ich. In den kommenden fünf Tagen werden wir Seeland fast einmal umrundet haben und in Kopenhagen enden. Warum wir hier sind? Um unterwegs viele Fotos zu machen und neue Ecken kennenzulernen. Und ich bin hier, um diesen Film für die Regionen zu drehen;
Ich muss zugeben: ich hatte keine großen Hoffnungen auf kulinarisch Erleuchtungen, aber herrje, hatte ich mich geirrt. Daher habe ich mich hier mal auf die leckeren Höhepunkte konzentriert. Bei Nina und Lea (bitte einfach auf die Namen klicken!) findet ihr viele weiteren coole Tipps, sowie Informationen zu Unterkünften im Dänischen Seeland und weitere Highlights unserer Rundreise.
Dänisches Bier nach Deutschem Reinheitsgebot
Unser Wagen schnurrt über die kleinen Straßen der Region Lolland-Falster bis wir irgendwann abbiegen. Idyllisch eingebettet zwischen Wiesen und kleinen Wäldern liegt die Krenkerup Brauerei – unser erster kulinarischer Stopp auf der Reise. In einem Teil des alten Gutshofes wird heute ganz klassisch Bier gebraut – hauptsächlich nach dem Deutschen Reinheitsgebot. Und wenn es geht mit hauseigener Gerste. Für so viel gute Braukunst wurde die Brauereien beim European Bier Star in Deutschland 2018 mit Gold ausgezeichnet. Ich aber sitze am Steuer, nippe also nur einmal, meinen beiden Kolleginnen schmeckt es.
Auf den Spuren des Restaurants Noma
Mittlerweile habe ich Brüllhunger. Ein paar Snacks hatten wir uns für unterwegs mitgebracht, aber mein Magen knurrt. Und ich will mich nicht mit Süßkram vollstopfen, den unsere erste Nacht verbringen wir an einem ganz besondren Ort, der es auch kulinarisch in sich hat. Wir sind zu Gast im Hotel Saxkjøbing, das inmitten der fast gleichnamigen süßen Stadt Sakskøbing liegt. Das Haus ist nicht nur sehr schön anzusehen, sondern auch für Foodies echt einen Trip wert. Die Karte kommt aus der Feder des Eigentümers, keinem Geringeren als Claus Meyer, dem Mitbegründer des weltweit hochgelobten Restaurants Noma. Und auch hier werden vor allem lokale Produkte verwendet, es gibt sogar einen lokalen Wein, einen Pinot Gris von der Insel Lilleø – und er schmeckt tatsächlich. Das Brot, was zu jedem abendlichen Gang und auch zum Frühstück serviert wird, ist übrigens das beste, das ich je gegessen habe – kein Scherz. Ein paar Tage später wird es mir übrigens, genau wie die Spuren des Nomas, noch einmal begegnen. Die beiden Gänge, die ich schaffe, sind überwältigend gut gemacht, saisonale Landküche in Perfektion und Raffinesse. Und das Frühstück am kommenden Morgen: der Knaller!
Smørrebrød, Smørrebrød, römpömpömpöm
Ähnlich rustikal ist der Gasthof Rønnede Kro, den ich – wäre hier nicht ein Stopp geplant gewesen – völlig übersehen hätte. Das wunderschöne alte Haus liegt an einer Kreuzung neben der alten Autobahn, die durch Seeland läuft. Seit 1825 kehren hier Reisende ein, heute sind wir zum Mittagessen hier. Uns werden Smørrebrød serviert, die berühmten Dänischen herzhaft und vor allem üppig belegten Brote, die sich für den Unwissenden nach nicht viel anhören, aber tatsächlich ein echtes Erlebnis sind. Wenn sie wie so hervorragend zubereitet werden. Auch hier setzt man auf hausgemachtes und vor allem auf saisonale Produkte aus der Region. Das schmeckt man.
Wo die Köche des Noma Kräuter pflücken
Zweimal also wurde ich schon schwer vom Dänischen Essen beeindruckt, ein weiteres Mal soll noch am selben Abend folgen. Wir sind mittlerweile im Süden von Seeland angekommen – auf der Insel Møen, auf der wir eine Nacht in einem Leuchtturm, der mittlerweile als Ferienhaus vermietet wird, schlafen werden. Unser Abendessen allerdings wird uns auf der anderen Inselseite serviert, im Hotel Residens Møen. Im Sommer kann man hier sicherlich auf der großen Terrasse sitzen und sich am Sonnenuntergang laben, aber heute ist es eindeutig zu kalt. Wir sitzen drinnen und wärmen uns an einer köstlich cremigen Suppe mit Bärlauch und an den „Sharing Plates“ mit Flanksteak, leckerem Gemüse und knusprig gerösteten Kartoffeln.
Warum hier übrigens bisher fast alle Gerichte mit Bärlauch verfeinert werden, wird uns am kommenden Morgen klar. Es ist Hochsaison. Wir sind im UNESCO Odsherred Geopark mit einem Guide verabredet, und schon wenige Meter in das Unterholz hinein kommt uns der herrliche Duft entgegen. Soweit das Auge reicht ist der Boden mit frischen Bärlauch bedeckt. Der Guide verrät uns, dass dieses Wäldchen und die nahegelegene Nekselø-Bucht gern von den Köchen des Noma aufgesucht werden, denn hier gibt es unter anderem auch noch besondere Wildkräuter zu sammeln. Schon wieder das Noma also. Ich habe langsam des Gefühl, es verfolgt uns.
Wenige Stunden später schmilzt auf meiner Zunge erneut Bärlauch. Wir sitzen im schönen Dragsholm Slot um die Ecke, gleich zwei Restaurants befinden sich im beeindruckenden Schloss. Das Gourmet-Restaurant SLOTSKØKKENET ist mit einem Michelin Stern ausgezeichnet, die Küche laut Webseite elegant aber immer regional und saisonal. Wir sitzen allerdings eine Etage höher, im Bistro Spisehuset und ich bin ganz froh, dass es leger zugeht. Das Bistro ist schön modern eingerichtet, in der halboffenen Showküche kümmert sich der junge Koch um die Vorspeisen, die Hauptgerichte kommen aus der gemeinsamen Küche mit dem ‘SLOTSKØKKENET’. Das Tartar schmilzt auf der Zunge, das Steak ist perfekt gebraten. Viele Zutaten kommen aus der unmittelbaren Umgebung des Lammefjords und des Odsherred. Die Frische und Hingabe an regionales schmeckt man. Ich könnte mich im Prinzip in alles hineinlegen. Nahbar soll die Küche sein, so erklärt uns der Kellner, erlebbar für jedermann und (fast) jeden Geldbeutel. Dänemark hat deutlich höhere Preise als Deutschland, nicht nur wenn es ums Essen geht. Dennoch ist das Essen hier vergleichsweise günstig: die Vorspeise liegen bei umgerechnet 16 Euro, die Hauptgerichte bei ca. 38 Euro. Fast schon ein Schnäppchen – für das sonstige Preisniveau.
Frisch, frischer, Gillelje
Jetzt muss es doch mal aufhören so gut zu schmecken, denke ich. Aber nein. Es geht fröhlich weiter so. Wir sind mittlerweile in den Norden von Seeland angekommen – an einem besondern schmucken Küstenstreifen machen wir Rast im kleinen Hafendorf Gilleleje. Und dort im Restaurant Gilleleje Havn – mit Blick auf die kleinen Kutter gegenüber.Der Hafen scheint tatsächlich intakt, die vielen kleinen Boote werden tatsächlich noch von Familien betrieben, ein seltener Anblick. Natürlich ist die Spezialität hier Fisch. Und tatsächlich ist meine Scholle so frisch, dass ich an alte Zeiten denken muss. Mir war nicht klar, dass es so etwas noch in Nord Europa gibt.
Kopenhagen: wenn kulinarische Träume wahr werden
Es sind nur noch wenige Kilometer bis nach Kopenhagen. Und angekommen tauschen wir das Auto gegen Fahrräder, das macht eindeutig mehr Sinn. Unsere Tour bringt uns direkt zum Wasser: wir machen zunächst eine kleine Bootstour mit den elektrischen Selbstfahrer-Booten von GoBoat, vorher haben wir noch bei Aamanns ein paar belegt Brote, also wieder Smørrebrød abgeholt. Zwar flattern uns bei dem Wind auf dem Boot die gerösteten Frühlingszwiebeln um die Ohren und in die Objekte, aber wen stört das schon? Die Brote, die zu den besten in ganz Dänemark gehören, schmecken so lecker wie die Aussicht vom Wasser auf die Stadt schön ist. Herrlich.
Und gerade als ich denke, es könnte jetzt wirklich nicht besser kommen, passiert folgendes: wir erzählen unserem Guide von unserem prägendem Brot-Erlebnis von Claus Meyer, und sie strahlt uns mit einem breiten Grinsen an. Den Sauerteigstarter hätte sie auch zu Hause – den gäbe es nämlich in den Claus Meyer Bäckereien, die man gleich mehrfach in Kopenhagen findet. Man bräuchte nur einen Behälter, dann würden die Bäcker etwas abfüllen. Lea und ich kaufen ein paar Meter weiter Tupperdosen – und stehen überglücklich ein paar Minuten später mit dem Sauerteig in der Tupper glücklich vor Meyers Bageri.
Kopenhagen will aber unbedingt noch ein paar mehr drauf setzen. Als Nina und ich samt Gepäck in der Frühlingssonne an den Torvehallerne sitzen, sehe ich, dass nur ein paar Meter weiter die (durch die Netflix Serie „Ugly Delicious“ weltweit bekannt gewordenen) Tacos von Hija de Sanchez verkauft werden. Ach und wo hat die Besitzerin Rosio vorher gearbeitet? Natürlich im Noma, das war ja auch irgendwie klar. Für mich das perfekte Ende für einen kulinarischen Raodtrip.
Nachtrag: Den Sauerteigstarter von Claus Meyer füttere ich in Ermangelung an dem eigentlich notwendigen Øland Mehl (falls jemand doch irgendwie in Deutschland an das Mehl kommt: bItte melden!) nun mit Dinkelvollkornmehl. Zwei Laibe habe ich bereits daraus gebacken. Sie kommen natürlich leider nicht an die Qualität von den Meistern persönlich heran. Aber schmecken tun sie allemal.
Disclaimer: Auf diese Reise wurde ich gemeinsam von VisitDenmark, Visit Sydsjælland-Møn, VisitLolland-Falster, VisitVestsjælland, VisitNordsjælland, VisitOdsherred, VisitCopenhagen eingeladen und für die Produktion von Corporate Content bezahlt.