Ich seufze weil meine Augen fast zu viel Schönes erblicken. Hübsche Gassen ganz ohne Autos, herausgeputzte Häuser rechts und links, ab und an blättert irgendwo etwas Farbe ab. Aber selbst das ist eigenartig anmutend. Wein rankt am Ufer des Ljubljanica-Fluss, der sich malerisch durch die Stadt zieht. Und dann die Menschen hier, die irgendwie attraktiver sind als sonst wo. Die Rede ist von Ljubljana in Slowenien, eine Stadt voller schöner Überraschungen.
Eigentlich ist es eine sehr gute Voraussetzung wenn man von einer Stadt nicht viel weiß. Dann nämlich ist die Leinwand noch frisch, und man kann selber anfangen in allen Farben zu malen. So war das für mich in Ljubljana, der Hauptstadt Sloweniens. Und war für ein Bild das geworden ist!
Unterwegs in Ljubljana
Laibach hieß sie einst, damals als sie noch den Habsburgern gehörte. Dann folgte die Zugehörigkeit zu Jugoslawien – 10 Tage nach dem Kriegsbeginn in 1991 wurde Slowenien unabhängig. Ihr heutiger Name, den ich anfangs nur schwer über die Lippen bekomme, passt in der deutschen Übersetzung viel besser zu ihr: „Die Geliebte“, denn mit ihrer blendenden Schönheit schmeißt sie sich förmlich an jeden Besucher ran.
Wer die Stadt erkunden möchte, hat es wirklich leicht: die für Touristen interessante Innenstadt ist zu Fuß durchquerbar, wobei die Betonung auf Fuß liegt. Denn Autos gibt es in der gesamten historischen Altstadt nicht. Bis man einmal alles abgelaufen hat, vergehen vielleicht gerade mal ein bis zwei Stunden. Und ich finde genau das macht der Reiz dieser Stadt aus. Entsprechend ruhig und gemächlich ist das Tempo, man flaniert eher und muss nicht aufpassen über den Haufen gefahren zu werden.
Restauranttipps für Ljubljana
Wahrscheinlich dank der Mischung aus geschichtlicher Verbindung zu Österreich und des mediterranen Flairs kann man hier kulinarisch praktisch nicht viel falsch machen. Es gibt zwar keine feine Slowenische Regional-Küche – man kann aber sehr wohl anständig in Ljubljana essen. Denn hier werden oftmals wirklich hervorragende regionale und saisonale Produkte verwendet und das ohne eine großen Hehl daraus zu machen.
Ein gutes und gelungenes Beispiel ist das üppige Frühstück im Restaurant „Gostilna na Gradu“, das prominent hoch oben auf dem Schlosshof liegt. Gut, man muss damit klar kommen, dass plötzlich ein gutes Dutzend kleine Schüsselchen vor einem stehen und die Speisen in ihnen gekostet werden wollen.Nicht für Menschen, die morgens kaum was herunterbekommen. Viel Fisch ist dabei, aber auch Käse und Gebäck – alles von lokalen Erzeugern der Region.
Das wohl beste gesetzte Essen hatte ich im Atelje, einem Fine Dining Bistro, dass hervorragende und erschwingliche Gerichte auf der Lunch-Karte anbietet. Abends geht es hier edler zu, aber auch entsprechend teurer als Mittags. Chefkoch Jorg Zupan hat sich für seine Künste übrigens meine Top-Bewertung „Kiss the Chef“ verdient, Beweis anbei.
Das schicke Restaurant gehört zwar zum Hotel nebenan – allerdings muss ich gestehen, habe ich das erst bemerkt, als ich nach der Webseite gesucht habe. Und ich finde das ist ein sehr gutes Zeichen.
Wer zwischen März und Oktober an einem trockenen Freitagabend in der Stadt ist, hat wahnsinniges Glück, denn er wird kaum seinen Augen trauen. Denn dann ist Zeit für “Open Kitchen”, sozusagen die distinguierte und deutlich bessere Variante der überall auf der Welt aufpoppenden und inflationären Streetfood Märkte. Jeder, der hier einen Stand betreiben will, muss außergewöhnlich gute Küche bieten.
Ob das nun hervorragende Falafel oder Pasta, Burger oder Slowenische Gerichte sind ist erst einmal egal. Sogar die Top Restaurants des Landes (auch Atelje) lassen sich nicht lumpen und sind dabei. Die strenge Vorauswahl tut dem Spektakel wirklich gut! Der ganze Markt ist daher bei gutem Wetter ein echtes Highlight für Foodies, Nimmersatte wie mich und alle die Spaß daran haben draußen zu essen, zu trinken und sich mit Freunden zu treffen. Und all das wirklich mitten in der Stadt am Pogačarjev Platz – das heißt ein paar Meter von den berühmten drei Brücken der Stadt entfernt.
Wer immer noch nicht genug hat vom Thema Essen dem sei die kleine Food-Tour empfohlen, die auch ich gemacht habe. Hier isst man bei mehreren Stopps Kleinigkeiten und lernt dabei vieles über die kulinarische Geschichte der Region. Ziemlich verwundert war ich zum Beispiel darüber, dass der Ursprung der Wurst Krainer, die ich bisher aus Österreich kannte, tatsächlich geografisch hier um die Ecke liegt. Eben in Krain, an dem ich als es hinaus in die Berge geht, vorbeifahre. Und ganz nebenbei kommt man bei der Food Tour in Ecken von Ljubljana, die man sonst vielleicht nicht gesehen hätte. Toll!
Das grüne Herz von Ljubljana
Man muss vielleicht zehn Minuten gehen und schon steht man mitten im wunderschönen Tivoli von Ljubljana.
Eine Park Anlage ist für mich Landei dann sinnvoll, wenn er tatsächlich von den Locals genutzt wird. Ich sehe verliebte Paar schlendern, alte Opis Boule spielen, ein paar Krishna Jünger singend durch das grün ziehen und natürlich Kinder, die hier spielen.
Der Tivoli bietet übrigens viel Schatten. Wenn es im Sommer also zu heiß wird in der Stadt: einfach ein Picknick einpacken und ab auf die Wiese!
Bootstour in Ljubljana
Nichts tun, Sonne tanken, vielleicht ein paar Fotos schießen und ab und zu an einem kalten Getränk nippen – genau so einfach aber gut ging es mir auf dem selbstgebautem Holzboot, das genau so heißt wie der Fluss auf dem es schippert: ‘Ljubljanica‘. Nur eine Stunde dauert das Vergnügen, aber gerade wenn man bei wärmeren Temperaturen hier ist, ist die kleine Fahrt wirklich wie eine Wohltat nach einem vollen Tag!
Übrigens: bevor ihr so wie ich bekloppt sucht: es gibt tatsächlich nur ein Holzboot – es liegt von den Drei Brücken kommend am linken Ufer und ist nicht zu übersehen!
Ansonsten: einfach zu Fuß durch die Stadt treiben lassen, hier und da auf einen der hervorragenden slowenischen Weine einkehren, sich die Passanten anschauen, das kleine sozialistisch anmutende architektonische Erbe entdecken – und sich über so viel Schönheit in der “geliebten” Stadt freuen.
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Grund meiner Reise war das Mitwirken eines Videos für Visit Ljubljana – produziert von iambassador.