Bewegen wir uns oder nicht? Ich pelle mich aus meinem Bett, schaue durch mein Bug Auge – und sehe Häuser. Heute früh herrscht fast schon Flaute, unser Schiff scheint Richtung Hafen zu schweben. Das muss Puerto Williams sein. Unser letztes Festland-Ziel vor Erreichen der Antarktis.
Puerto Williams: eine Stadt die eigentlich ein Dorf ist
Die MS Midnatsol und wir Gäste haben Glück: der Anleger ist frei, wir können an ihm festmachen. Einen ganzen Tag haben wir Zeit, den Ort zu erkunden oder eine Wanderung zum Nationalpark zu machen. Da Puerto Williams sich zwar die südlichste Stadt Südamerikas nennt, dabei aber gerade mal 2300 Einwohner zählt, ist schnell klar, dass wohl beides drin sein wird. Und so packen meine Reisefreundin Nina von Smaracuja und ich unsere kleine Wanderausrüstung zusammen und marschieren los.
Puerto Williams ist vor allem eine Militärstadt, aber auch Ausgangspunkt für all die Wagemutigen, die Kap Hoorn umrunden wollen. Unser Weg Richtung Nationalpark führt uns an einem kleinen Hafen vorbei, in dem ein alter deutscher Rheindampfer als Anlegestelle für Segler dient.
Zwölf Grad zeigt das Thermometer. Die Sonne steht hoch am Himmel und macht es uns nicht leicht zwischen Jacke und Mütze ausziehen und wieder anlegen zu entscheiden. Schweißtreibend ist auch unser Tempo. Es fällt uns zugegebenermaßen etwas schwer, hinter der Masse von anderen Schiffsreisenden hinterherzukommen. Wir fallen zurück.
Abseits des Nationalparks von Puerto Williams
Und so beschliessen wir nach einem Fotoabstecher ans Wasser den Nationalpark sausen zu lassen und statt dessen selber entlang der Küste den Rückweg anzutreten. Und der lohnt sich, alleine schon optisch.
Ab und an donnert uns ein LKW entgegen und wirbelt ordentlich Staub auf. Oder wir werden von Kühen angestarrt. Ansonsten sehen wir niemanden. Auf der Strecke steht ein alter Bus, der mittlerweile eine Airbnb Bleibe ist, für die ganz Hartgesottenen.
Wir sind langsam erschöpft, die letzten Bissen unserer Powerriegel sind verschlungen. Deshalb trappeln wir gemächlich wieder zurück in den Ort.
Bunt ist es hier, aber es ist wirklich nichts los. Es gibt ein paar Geschäfte und hinten am Ende des Dorfes ein süßes Café mit wirklich gutem Espresso, in das wir uns kurz verkrümeln. Erst zum Sonnenuntergang legen wir wieder ab, bis zur Antarktis sind es noch knapp 1100 Kilometer. Auf geht’s.
Vielen Dank an Hurtigruten, die mich auf diese Reise eingeladen haben!
Ihr wollte eine andere Perspektive? Meine mitreisenden Blogger-Matrosen haben auch schon fleissig von der Reise veröffentlicht. Madlen schreibt über unser Kap Horn Abenteuer (Spoiler Alert! Sie verrät auch, was bei unserem zweiten Anladungsversuch passiert ist!), Melanie erklärt ihre Sicht auf Puerto Williams hier und meine Reisefreundin Elke (die absolute Meer- und Hafenstadtexpertin) hat sich das südlichste Dorf von Südamerika genau angeschaut.