Franzl und Sissi. Man kann ihnen nicht entkommen wenn man ins Salzkammergut reist. Überall, und wirklich das ist keine Übertreibung, lächelt einem entweder Franzl oder Sissi an. Und endlich endlich habe ich etwas mit der zarten Kaiserin gemein: wie auch sie muss ich trotz aller Leckereien dieser Region auf meine Figur achten. Aber das wisst ihr ja schon. Ich bin auf Diät in Österreich.
Und das OBWOHL ich Filme über die kulinarischen Höhepunkt der Region drehen soll. Eigentlich müsste ich also alles, was ich vor die Linse bekomme, wie in den vergangenen Tagen an Kollegin Nina verfüttern. Aber heute ist ein besonderer Tag. MONTAG. Für die meisten von euch ist das kein Grund zum Feiern. Für mich schon: Montag ist Cheatday. Ich darf essen, was ich will.
Zaunerstollen zum Frühstück
Also gehe ich gleich in die Vollen. Bad Ischl, bekannt geworden als Kur- UND Verlobungsort von Sissi und Franzl, kann mit einem gar königlichen Zuckerbäckerwerk auftrumpfen: dem Zaunerstollen, der seit 1905 von der namensgebenden Familie Zauner in bester Tradition und mit der allerfeinsten Zutaten kredenzt wird.
All das erfahre ich allerdings erst, als ich mir den Ministollen mit einem Mal in den Mund schiebe und es mir schmecken lasse. Dabei schauen mich etwas pikiert und entsetzt gleich vier Augen an. Der Konditor und sein Lehrling. Richtigerweise lässt man sich die Spezialität Bissen für Bissen auf der Zunge zergehen. Zu meiner Verteidigung kann ich mich nur wiederholen: es war Cheatday und ich hatte Hunger.
Ein Schnappes in Ehren oder auch zwei oder drei
Etwas beschämt über meine Gefräßigkeit bin ich recht froh, dass ich bei meinem nächsten Stopp kaum gierig sein werde. Denn: ich besuche einen Edelbrandsommelier und es ist gerade mal 9:30 Uhr – kann mir nicht gefährlich werden, denke ich. Weit gefehlt. Die Brände von Matthias Gasteiger sind nämlich verdammt lecker. Und nicht nur die, auch seine Moste sind der Knaller.
Ich hab schon langsam einen kleinen Schwips und Herr Gasteiger und ich sinnieren über Qualitätsschnäpse und freunden uns über das ständige Zugeproste so dermaßen an, dass er mir irgendwann anbietet bzw. mich fragt, ob ich nicht später mal seine Brennerei übernehmen will. Ist das der Österreichische Charme oder die Schnapsseeligkeit? Wie dem auch sei, mit ein paar Flaschen im Rucksack und einer echten Zukunftsperspektive setze ich mich angetüdelt ins Auto eines Mitarbeiters von St. Wolfgang. Das liegt nämlich direkt um die Ecke.
Rock the Nockerl
Ich bin froh, dass ich gleich wieder etwas zu Essen bekomme. Schnaps auf einen nur mit einem Fingergroßen Zaunerstollen gefüllten Magen ist auch keine gute Idee. Mein Blutzuckerspiegel freut sich daher besonders über unseren Stopp im Gasthof Kleefeld, wo mir von Küchenchef Wolfgang Fürst DIE süße Spezialität der Region gebacken wird: Salzburger Nockerl. Noch nie nicht habe ich die gegessen. Unvorstellbar eigentlich.
Ihre Zubereitung erfordert Feingefühl, 100-prozentiges Kennen des Ofens und absolutes Timing. Bloß gut also, dass ich nur zugucken und filmen muss. Fluffig und leicht ist der Geschmack, einfach lecker.
Wenn das Oma und Opa wüssten
Der Name meines nächsten Stopps hätte meine Großeltern vor Ehrfrucht erstarren lassen. Ich trete ein in die heiligen Hallen des „Weissen Rössl“ am Wolfgangsee. Ja genau – DAS Hotel! Bekannt aus den Fernseh-Schmonzetten alter Tage. Jederzeit, denke ich, könnte ein Peter Alexander witzelnd oder singend oder beides um die Ecke kommen, aber nach einer klärenden Google-Suche muss ich feststellen, dass es diesen Held meiner Kindheit nicht mehr gibt. Wie dem auch sei: Das Weisse Rössl ist innen doch moderner gestaltet als ich dachte.
Die PR-Dame versichert mir aber „dass es auch noch traditionelle Ecken im Hause“ gibt. Schön ist es hier, vor allem der Blick auf den See ist einzigartig. Aber ich bin nicht zum schauen sondern zum essen und filmen hier. Kaiserschmarren kredenzt der junge Koch für mich und meine Kamera, und ich bin froh, dass die Zubereitung schnell geht. Ein paar Happen erlaube ich mir, denn: ich bin noch längst nicht fertig und ich muss haushalten… mein Magen ist durch die Diät geschrumpft.
Semmelknödel-Liebe
Endlich steht etwas Herzhaftes auf meinem Film- und Speiseplan. Ich bin am Hallstätter See. Ja genau, der See samt Dörfchen Hallstatt, das es in einer 1:1 Kopie irgendwo in China gibt. Hier und nicht im Reich der Mitte kocht Fritz Grampelhuber, der zu mir äußerst charmant und zu seinem blutjungen Lehrling recht streng ist (Zitat Lehrling: “Ist voll okay, ich lerne ja dafür ordentlich was!”). Auf den Tisch kommen ganz hervorragende regionale und auch internationale Gerichte – „Der Steegwirt“ ist ein schönes, handfestes und sehr gut geführtes Restaurant.
Mir wird „Bratl in der Rein“ zubereitet, eine wahrlich großzügige Angelegenheit: leckerster Schweinebraten mit knusprigem Schweinebauch, dazu eine enorm großer Semmelknödel und Stöcklkraut. Hallöchen Popöchen! Hier hätte ich gern noch etwas mehr Zeit verbracht und vor allem alles aufgegessen. Aber ich bin ja nicht zum Spaß hier – wir müssen weiter und noch bevor ich mich versehe ist der Montag auch vorbei. Nix mehr mit Cheaten. Schade eigentlich.
Danke an den Tourismusverband Bad Ischl für die Organisation. Grund meiner Reise war eine Filmproduktion für die Österreich Werbung, vielen Dank für die Zusammenarbeit.
Die Semmelknödel sehen so lecker aus!
Liebe Grüße aus dem Hotel Neustift