Der Vollmond glüht am klaren Nachthimmel, und ich stehe mitten in Transsilvanien. Ja, genau dort, wo der echte blutrünstige Dracula einst sein Unwesen trieb. Wölfe sollen hier leben – und Bären. Und plötzlich höre ich irgendwo in der Ferne höre ich eine Eule rufen. Gespenstig. Und gerade als mir ein kleiner Schauer über den Rücken läuft, ruft hinter mir jemand “Magst du noch ein Bier, Angelika?”. Die beruhigende Wirkung des Getränks hilft mir später tief und fest zu schlafen. Kein Werwolf, kein Dracula rüttelt nachts an meiner Tür. Zugegebenermaßen habe ich vorsichtshalber meine Zimmertür fest verschlossen. Man weiß ja nie. Auch die hier lebenden Bären und Wölfe habe ich nicht gesehen, wohl aber eine Menge Yetis.
Denn genau deshalb bin ich überhaupt in den Karpaten, der Walachei und in Transsilvanien: die Firma Skoda hatte mich zum SKODAeurotrek eingeladen – um mit dem Skoda Yeti durch Rumänien zu cruisen und zwar zum Großteil durch unwegsames Gelände.
Wir starten allerdings zunächst in Serbien – in Belgrad am Flughafen. Ich teile mir meinen Wagen mit Mirko, einem Reporter der für eine Zeitung mit dabei ist. Unsere erste kurze Strecke führt uns entlang der Donau, die hier so unglaublich blau ist, dass Mirko und ich uns im Prinzip alle paar Kilometer wiederholen: “Mann oh Mann, ist das schön hier!”. Dieser Satz wird zum Running Gag auf unserer ganzen Off-Road Tour durch die Karpaten.
Noch bevor wir die Grenze zu Rumänien überqueren ist eine kurze Pause geplant. Wir verlassen die Straße und erstes Gelände-Feeling stellt sich ein. Über einen steilen, rumpeligen Weg erreichen wir einen kleinen Bauernhof. Hoch oben über der Donau gibt es ein erstes Briefing und köstliches Essen. Und jede Menge entzückende Tierleben.
Der Grenzübergang nach Rumänien ist unspektakulär – die Formalitäten gehen schnell. Mehr Landschaften wie aus dem Bilderbuch ziehen an meinem Auge vorbei: schroffe Felswände rahmen die Donau ein, in der Ferne schimmern die blauen Berge über denen sich ein zarter Dunst gelegt hat. Fast unerträglich schön!
Meine Roadtrip Listen dudeln in der Anlage rauf und runter. Mirko hat kein Problem damit, dass ich mitsinge, falls wir uns gerade mal nicht über Gott und die Welt unterhalten. Oder über die Schönheit der Landschaft. Baile Herculane ist unser erstes Etappenziel, ein recht lebendiges Städtchen. Es gibt nur ein großes Hotel mit Platz für unsere große Truppe, ein unansehnlicher großer Klotz, der auch noch Afrodita heißt. Nun ja. Ich habe schon mal besser gewohnt, ganz ehrlich. Aber egal: Hauptsache Bett und Dusche. Der mitternächtliche Schlummertrunk, ein selbstgebrannter Schnaps vom Bauernhof unserer Mittagspause, genippt direkt aus der Flasche und geteilt mit ein paar meiner abenteuerfreudigen Begleiter, hat mich dann auch das harte, unbezogene Bett vergessen lassen.
Der nächste Morgen ist früh und frisch, und mein Kopf brummt ein wenig. Selber Schuld. Mit mir sind etliche Journalisten aus Deutschland, Österreich und der Schweiz auf dem SKODAeurotrek. Viel davon übrigens Autojournalisten – und Gott sei Dank scheint keiner davon ein technikversessener Nerd zu sein. Das hilft mir als ungemein, ich fahre zwar gern und sicherlich auch recht gut Auto, aber habe einfach keine Ahnung von Technik und bin schnell gelangweilt von ellenlangen Gesprächen darüber. Als alte Motorradfahrerin muss mich ein Auto sicher, bequem und trocken von A nach B bringen. Das bekommt der Yeti natürlich sehr gut hin. Und mehr als da. Außerdem verbinde ich mit ihm ein Stück Vergangenheit. Schon einmal bin ich ihn gefahren, vor Jahren, als ich noch ein ganz anderes Leben lebte. Mein damaliger Freund fuhr einen Skoda Yeti, und ab und an saß ich auch mal am Steuer. Allerdings ohne jemals im Gelände zu fahren.
Das wird sich jetzt endlich ändern: in einer Schlucht nahe Baile Herculane lassen wir Luft aus den Reifen, werden noch einmal gebrieft und schon geht der Spaß los. Neben uns rauscht ein kleines Bächlein, die Wälder werden dichter, die Bäume höher, und schon nach kurzer Zeit ist mir klar: der Yeti macht sich sehr gut im Gelände.
Im Schritttempo rollen wir zunächst über Schotterpisten mit tiefen Schlaglöchern und recht hohen Steinen. Dann schrauben wir uns langsam aber sicher steilere Wege empor. Das einzige, was ich vom Technikbriefing mitgenommen habe ist: Langsam und achtsam fahren, der Rest macht das Auto. Und das stimmt. Der Yeti schnurrt wie ein schmusiges Kätzchen, hat Power für zwei und macht auch sonst jede Anstrengung der Strecke mit. Freundlicherweise verzeiht er mir auch so manchen Fehler. Am Lacul Prisaca Stausee halten wir für ein paar Schnappschüsse und ziehen schnell weiter.
Denn mehr enge Serpentinen wollen erobert werden, links neben uns geht es steil hinab ins Tal. Mirko hat längst Vertrauen in meine Fahrkünste, aber ich merke: er will natürlich auch endlich ans Steuer. Wir wollen nach dem Mittagessen wechseln.
Die Sonne steht schon steil am Himmel, als wir eine traumhaft grüne Lichtung erreichen, auf der eine lange Tafel gedeckt ist. Auf dem Tisch stehen Fleischplatten en masse – dazu Tomaten, Gurken, Käse und Kartoffelpuffer. Eine landestypische Kombination. Deftig, einfach und gut. Skoda war zudem noch so aufmerksam, in ihrem Begleitfahrzeug eine Espressomaschine mitzunehmen! Wir nehmen ihn to go, denn wir müssen weiter.
Mirko fährt, ich mache Fotos und relaxe bis wir im Sureanu Gebiet ankommen. Im Winter beliebt bei Skifahrern, jetzt im Sommer schön grün und völlig leer. Heidi hätte sich hier wohlgefühlt, unser Hotel Sf.Petru sieht nach Alpenromantik aus. Mein Zimmer: wunderschön und gemütlich, das Bett endlich perfekt und das Essen (natürlich gegrillte Fleischberge!) genial. Und obwohl ich mir schwöre ganz früh ins Bett zu gehen, klappt es auch dieses mal nicht. Schuld sind natürlich die anderen, denn die Gespräche sind witzig und unterhaltsam. Spätestens als wir den ca. 75-jährigen DJ dazu überreden “Bon Voyage” von Deichkind zu spielen ist klar, dass ich noch nicht schlafen gehen kann.
Immerhin: kein Kater weit und breit am nächsten Morgen, dafür ballert die Sonne schon kräftig vom Himmel. Mirko und ich steigen ein, und es geht weiter durch die Berge der Karpaten. Noch immer haben wir uns nicht an den Landschaften satt gesehen. Aber immer wenn wir ab und an mal durch kleine Dörfer fahren, fühlen wir uns als wären wir mit einer Zeitmaschine unterwegs.
Rumänien ist ein armes Land. Nur selten sind die Häuser gestrichen, dafür fehlt es schlichtweg an Geld. Kühe stehen auf der Straße. Pferdekutschen gehören zum Alltag. Die Menschen, denen wir begegnen, freuen sich über unseren Konvoi. Keine Fahrt durch eine Siedlung, ohne dass wir fröhlich zu ihnen zurückwinken.
Und dann biegen wir ein letztes Mal von der Straße ab. Hinein in die Berge, so hoch, dass langsam das Grün schwindet. Nur noch trockene Gräser wehen im Wind.
Hier oben sitze ich und weiß, dass Rumänien zu Unrecht bisher noch nicht auf meiner Reiseliste stand. Schon ruft unser letztes Ziel: Sibiu. Und just als wir die Stadtgrenze erreichen, werde ich wehmütig. Ja, die Altstadt ist schön. Und auch unser Hotel, ein schickes Hilton, ist eine feine Adresse. Doch am liebsten würde ich jetzt umdrehen und mit meinen vielen neuen Reisefreunden und dem Yeti noch ein paar Tage weiterfahren und Mirko dabei die Ohren voll singen. Und nach Bären und Wölfen Ausschau halten. Oder das Schloss von Dracula besuchen, allerdings tagsüber und bei Neumond – und mit starker Knoblauchfahne!
Falls ihr die Route nachfahren wollt:

Disclaimer: Auf die Reise wurde ich von Skoda eingeladen, um für ein bald erscheinendes Online Magazin der Automarke zu schreiben.
Hallo! Ein wirklich toller Reisebericht, der lust auf einen Urlaub dort macht. Werde es in meine nächste Urlaubsplanung mit einbinden 🙂 Liebe Grüße aus Schenna
Kann man die GPS-Daten des Skoda Euro Tracks 2015 irgendwo finden?
Hallo Anna, nicht wirklick, aber ich habe die Karten. Soll ich die dir an deine Mailadresse schicken? Vielelicht r4eicht das ja schon! 🙂
Liebe Grüße
Angie
Also, auf diese Reise-Destination wäre ich jetzt nicht gekommen… Umso überraschter bin ich von den wunderschönen Fotos. Das muss ich mir doch mal genauer anschauen 😉
Danke Sabine. Und ja: ich war genauso überrascht! Nix wie hin! 🙂
Das sind ja traumhaft schöne Bilder! Wir fahren im Oktober nach Rumänien – ich glaube, ich muss da irgendwie auch noch zumindest einen Tagestrip raus aus der Stadt einplanen.
Ja, bitte auf jeden Fall! Sonst habt ihr was verpasst! 🙂
Die Karpaten sind halt schon schön – aber für die paar Kiesstrassen brauchts doch keinen Geländewagen…
liebe Grüsse vom Muger
Nun ja, mit einem normalen Wagen wären wir da nicht weit gekommen! 🙂
Ja das wäre toll.
Vielen Dank schon mal.
Done 🙂
Dieser Fluss der sich durch die Felsen kämpft – sehr schöne Fotos. Und vor allem hinterlässt du mit jedem Post wunderbare Eindrücke 🙂
Das hört sich alles sehr abenteuerlich und zeitgleich romantisch an. Die Reise in ein
unbekanntes Land lohnt sich, wenn man was von der Welt sehen möchte :).