Grüner wird’s nicht, denke ich als wir uns von Hood River auf den Weg zum Mount Hood machen. Denn Oregon ist ein grünes Paradies, mit bunten Tupfern: das Blau der in der Ferne schimmernden Berge, die silbernen Seen, die mit Blumen übersäten Felder rechts und links der Straße, das warme Gold der Felsen von Smith Rock. Perfekte Roadtrip-Bedingungen!
Wir halten zum Lunch am Gorge White House, einem Weingut mit Farm in der Nähe von Hood River. Passenderweise heißt die Familie die den Betrieb führt mit Nachnamen Kennedy, und clanmäßig packen hier alle mit an. Der Sohnemann zum Beispiel steht im wohl niedlichsten Foodtruck, den ich je gesehen habe. Wir bestellen bei ihm Sandwiches und eine Tarte und probieren dazu den hausgemachten Cider. Hinter uns stehen ein paar Gäste im üppigen Blumenmeer und pflücken bunte Sträuße für daheim. Idylle pur. Von weitem sehen wir den Mount Hood immer wieder hinter Bäumen hervorluken – und genau in die Richtung wollen wir.
Unser Ziel ist der Trillium Lake, von dem man eine bezaubernde Aussicht auf den Mount Hood haben soll. Aber so richtig kommen wir mit unserem Navi nicht weiter. Trillium Lake? Davon hat die piepsige Stimme im Gerät nie gehört. Dankenswerterweise finden wir eine Rangerstation in der Nähe. Ranger waren und sind wahres Gold wert für USA Roadtrip Liebhaber wie mich, denn: sie wissen immer Rat. Der freundliche Ranger hinterm Tresen begrüsst uns erstmal auf Deutsch als er hört woher wir kommen. Sein Tipp: einfach das Navi abschalten, sonst würden wir noch irgendwo in der Pampa landen und nie wieder gefunden werden. Wir müssen lachen, obwohl der Rat anscheinend ernst gemeint ist. Also navigieren wir ganz oldschool mit der von ihm mitgegebenen Karte und finden den Trillium Lake. Seine Schönheit verschlägt uns den Atem.
Bob Ross, der eigenartig faszinierende Trashmaler, scheint hier gewesen zu sein, denke ich. Genauso beruhigend wie seine Stimme, die mich schon oft in schlaflosen Nächten eingelullt hat, wirkt das Panorama auf mich. Stundenlang möchte ich hier sitzen und schauen. Dazu würde ich Bon Iver hören und mit offenen Augen träumen. Ein Mann mit Herz aus Gold müsste dazu meine Hand halten und ansonsten ruhig sein. Meine Augen würden Ewigkeiten glotzen und versuchen, alles auf meine Festplatte im Hirn zu bannen: die im Hintergrund bläulich schimmernde weiße Spitze des Mount Hood, wie sie perfekt mittig über den glitzernden See trohnt. Die im Wind tanzenden Baumwipfel, die den Trilliumsee einrahmen. Die kleinen Boote auf dem See. Das vergnügte Kinderlachen im Hintergrund. Ein Anblick zum niederknien oder weinen – oder beides. Ich bin etwas neidisch auf die wenigen Besucher, die hier ihr Zelt aufgeschlagen haben. Wer hier campt hat alles richtig gemacht.
Aber uns bleibt nur ein Moment des Innehaltens. Schon wartet das nächste Wunder von Oregon auf uns, davon gibt es nämlich ganze sieben. Wir werden fast alle auf unserem Roadtrip durch Oregon sehen. Nach einer gefühlt 100 Kilometer langen Fahrt auf einer schnurgeraden Straße durch einen üppigen Wald erreichen wir die Abbiegung zum Crater Lake, dem Herzen des gleichnamigen Nationalparks. Wir kommen zur rechten Zeit: noch ist keine Schlange am Kassenhäuschen, an dem man den Eintritt von 15 Dollar pro Auto zahlen muss. Aber es lohnt sich – von etlichen Aussichtspunkten schauen wir auf den majestätischen Kratersee. Selbst bei trübem Wetter wie heute ist die tiefblaue Farbe des Wasser schmerzlich schön. Die kommt nicht von ungefähr – der Crater Lake ist bis zu 594 Meter tief – und damit der tiefste See der USA.
Die Painted Hills, ein anderes Wunder von Oregon, bekommen wir aufgrund extremer Blödheit nicht zu Gesicht, dafür aber ein anderes buntes Spektakel: die imposanten Züge von Smith Rock. Jeder Sportkletterer würde hier wahrscheinlich vor Freude ausrasten. Da ich und meine Roadtrip Kolleginnen Nina und Jeanny eher fauler Natur sind, erfreuen wir uns vor allem an der Szenerie vor unseren Augen.
Die Spitzen der Felsen aus warmen Tuffstein ragen hoch in den Himmel, zwischen ihnen schlängelt sich ein grünes Flüsschen, der Crooked River. Aufgebracht pustet der Wind mal weiße, mal graue Wolken über die Schlucht und lässt sie mal glitzern, mal ergrauen. Film Fans dürften den Ausblick erkennen – der Smith Rock National Park diente als mehrfach als Kulisse für Hollywood Blockbuster. Auch wir nutzen die Gunst der Stunde und halten den wundervollen Oregon-Moment fest. Wenn man so viele Wunder auf einmal sieht, muss man auch mal belegen, dass man wirklich da war.
Mein Roadtrip Oregon Video mit vielen wundervollen Momenten findet ihr übrigens hier!
Vielen Dank an Travel Oregon, die unser Programm in Teilen unterstützt haben.
Bei den tollen Impressionen verstehe ich nicht, das Oregon nicht auch einer dieser USA Hotspots ist, die einem als erstes in den Sinn kommen wenn man über eine Reise dorthin nachdenkt. Toller Beitrag, der diese Schönheit unheimlich gut vermittelt und Lust auf einen Roadtrip macht! Die persönlichen Elemente und Beschreibungen der eigenen Eindrücke (besonders der Bezug auf Bon Iver) verleihen Text und Bildern eine besondere Note. Alles in allem : toller Post!
Danke Michael! Freut mich sehr, dass dir der Beitrag gefällt. Und ja… Bon Iver… die Weiterreise nach Eau Claire war dann wirklich der krönende Abschluss! 🙂