Ich befinde mich am tiefsten Punkt der Erde. Beziehungsweise am tiefsten Punkt der Erde, der nicht von Wasser oder Eis bedeckt ist: 416 Meter unter dem Meeresspiegel und es fühlt sich eigenartig an. Auf dem Weg vom Flughafen von Amman runter zum Toten Meer in Jordanien ploppen meine Ohren wie auf dem Hinflug selbst. Ein eigenartiges Gefühl. Ebenso komisch: ich lande bei 6 Grad und steige 50 Minuten später am Mövenpick Hotel Dead Sea bei 19 Grad aus.
Es ist mein erster Besuch in Jordanien. Kurzfristig war ich gefragt worden, ob ich auf einer Mövenpick Hotel Konferenz einen Vortrag halten kann. Und genauso kurzfristig sagte ich zu. Unter der Bedingung, schon ein paar Tage früher anreisen zu dürfen um etwa mehr vom Land zu sehen.
Jetzt stehe ich in den wohl lustigsten Hotelpuschen aller Zeiten auf meinem Hotelbalkon mit Blick auf das Tote Meer. Der Mond steht hell über dem spiegelglatten Wasser und die Luft ist salzgeschwängert. Beruhigend schön. Von meinem Tisch in meiner Suite hole ich mir die Schokodatteln, mit denen man mir hier das Ankommen versüsst hat und trinke dazu eine Rotwein. Mann, geht es mir gut.
Am nächsten Morgen frühstücke ich traditionell jordanisch – mit Hummus, Fladenbrot, Obst und einem ganz köstlichem besonderen Quark. Eine schnelle Bewegung gefolgt von einem Sing-Sang neben mir reisst mich aus meinen Frühstücksträumen: “Miaaaaauuu”. Und als wäre es in Sekundenschnelle neben mich gezaubert schaue ich in ein süßes Gesicht. Es hilft alles nichts, nach meinem Frühstück muss ich einfach was rausschmuggeln und den kleinen roten Teufel füttern. Normalerweise ernte ich dafür böse Blicke der Kellner. Hier aber bringt mir einer noch eine Scheibe Wurst hinterher. “He is always hungry” erklärt mir der Kellner und schmunzelt.
Heute will ich unter anderem mir die “Baptism Side” anschauen – dort wurde Jesus getauft wurde, also angeblich. Der Ort ist nicht weit entfernt, ich bin mit dem PR-Manager des Hotels unterwegs. An einem Parkplatz steigen wir aus, gehen durch Metalldetektoren. Sicherheit wird hier überall groß geschrieben, aber das beunruhigt mich nicht. Ganz im Gegenteil. Wir warten – wie ich höre – auf einen Zubringer.
Per Shuttlebus zu Jesus. Ich finde den Gedanken lustig. Nach zehn Minuten sind wir da – und wir sind nicht die einzigen. Unser Guide scheucht uns und die anderen Besucher aus dem Bus in schnellen Schritten einen unscheinbaren Sandweg entlang. Heute sei ein Feiertag, deswegen könne es hier richtig voll werden, prophezeit er. Wie recht er hat. Nur wenige Meter weiter sehen wir die Massen, die eng aneinander gedrückt in nur kleinen Tippelschritten vorankommen. Zunächst reihen wir uns ein. Schätzungsweise 500 Menschen sind vor uns, ich sehe nur ihre Köpfe. Die Sonne knallt, die Luft steht und wir bewegen und kaum von der Stelle. Nach 25 Minuten haben wir vielleicht gerade vier oder fünf Meter geschafft. Vor uns liegen noch ca. 500 Meter oder mehr. Die Kuppel der Kirche kann ich immerhin von weitem sehen.
Nach weiteren 15 Minuten für zwei Meter wird es mir zu bunt und zu voll. Ich frage, ob man diesen Sightseeingpunkt als nichtgläubiger Mensch wirklich sehen muss. “Nope” sagt mein Begleiter zögerlich, grinst und wir beschliessen umzukehren. Ich glaube auch er ist irgendwie erleichtert. Zurück an der Bushaltestelle erneutes Warten. Kein Shuttlebus weit und breit. Neben uns sitzt ein Vater mit seinen drei Söhnen, er redet mit meinem Begleiter, ich verstehe kein Wort. Es folgt Gelächter und ein Handschlag und ich werde gebeten mitzukommen.
An einem Pick-up Truck bleiben wir stehen, die Jungs klettern hinein, der Vater setzt sich ans Lenkrad und mein Begleiter daneben. “Get in, they are taking us to our car”. Die drei Jungs lächeln mich an, der Vater sagt “Welcome! Welcome to Jordan. This is how we role” und fährt uns die paar Kilometer zurück zum Parkplatz. Eine Bezahlung will er nicht haben. “It’s my reward to show you how kind Jordans are” – sagt er als wir da sind. Statt Segnung durch den überlaufenen heiligen Ort habe ich nun also die Segnung durch echte Jordanier erfahren und gleich eines gelernt: man ist hier gastfreundlich. Per se. Zu jedem. Mein persönlicher heiliger Einstieg.
Später in der Altstadt von Amman schlendere ich durch kleine Märkte an bunten Ständen vorbei. Ich will eine Falafel essen, der Klassiker hier. Und während ich noch durch die Theke schiele, wie fingerfertig der ältere Herr hier die Kichererbsenällchen formt, habe auch schon sein Hand vor meiner Nase – auf einer Zange hält er eine frisch frittierte Falafel. “Try!” sagt er lächelnd. “My falafel is the best in town”. Und das, obwohl ich doch eh schon gekauft hätte…. šukran!
Hey Jordanien, das war ein echt guter Start. Ich mag dich jetzt schon.
Auf meine Reise nach Jordanien wurde ich von Mövenpick Hotels eingeladen.
Vor über vier Jahren habe ich meinen Job an den Nagel gehängt um zu reisen. Über 80 Länder habe ich bisher gesehen. Schau dich um und lass dich inspirieren!
Sehr schöne Bilder hast du da in Jordanien gemacht 🙂
Vielen dank für diesen tollen Bericht und die super. Fotos 🙂 Jordanien ist ein wunderschönes land.