Eigentlich fehlt nur noch John Cusack mit der Boombox aus dem Film “Say Anything”, denke ich. Vielleicht kennt und liebt ihr ja auch diese einfach gestrickten, hoffnungslos (aber dennoch schönen) romantischen College-Filme aus den Achtziger Jahren. Mir ist so ein Kerl wie John Cusack noch nicht begegnet. Leider. Aber ich bin mir sicher ihn in Bloomington, Indiana zu finden. Denn Bloomington ist wohl einer der schönsten College Städte der USA. Daran gibt es keinen Zweifel. Beim Vorbeifahren sehe kleine Cafés, Studenten sitzen in der Sonne, Laptops auf dem Tisch. Ein Mädchen lehnt an einem Stopp-Schild, ihren Kopf hat sie verlockend schief gelegt, auf ihren Gesicht blitzt ein zuckersüßes Lächeln das einem jungen Mann gewidmet ist, der sie verlegen anschaut. College Film Qualität, sag ich ja.
Ich parke mein Wohnmobil im Stadtzentrum und latsche zu meinem Hotel. Es gibt nämlich kein Campingplatz der fußläufig liegt – und heute Abend werde ich feiern und ein oder zwei Gläschen zu viel trinken, das weiß ich schon jetzt. Denn Erin von der Visit Bloomington hat heute Geburtstag. Sie hatte mich auf diesen Besuch eingeladen und mir vor einigen Monaten mit so strahlenden Augen von ihrer Stadt vorgeschwärmt, dass ich einfach kommen musste.
Erin holt mich ab und wir knattern durch Bloomington raus zu Oliver Winery, einem wirklich pittoresk gelegenem Weingut vor den Toren der Stadt. Hier treffen wir auch Erins Bruder Evan und ihre Schwester Emily, deren Mann und eine gemeinsame Freundin der quirlligen Familie.
Auch Oliver Winery könnte glatt einer Film-Kulisse entsprungen sein. Ein ungewöhnlich gepflegter Garten umgibt das Geschäft. Und der Innendekorateur hätte glatt einen Preis verdient. Wir steuern auf die Weinprobe zu. Ich werde wieder um meinen Ausweis gebeten und glaube schon, man könne mich für unter 21 halten, dann aber klärt die Verkäuferin auf, dass sie jeden fragen müsste, der keine grauen Haare hat. Gott sei Dank hatte ich noch vor meiner Abreise schnell meinen Schopf gefärbt.
Wir probieren uns durch die hiesigen Tropfen – und fast alle schmecken mir, außer der Riesling, der viel zu süß ist, aber das mögen die Amerikaner wohl. Immer lustiger wird unsere kleine Geburtstagsrunde und wir beschließen ein Picknick zu veranstalten. Da die Amerikaner aber auch wirklich an alles denken, kann man im Laden feinen Käse, Wurst und Baguettes kaufen und wir ziehen mit selbigen und zwei Flaschen Wein nach draußen unter eine weinbewachsene Pergola. Ich schaue mich immer noch nach einem passenden John Cusack um. Erins Bruder käme fast in Frage, wäre er nicht so unverschämt jung.
Zwei aus unserer kleinen weinseligen Gemeinschaft bleiben etwas trockener, denn wir wollen zu Erin nach Hause fahren, uns ein wenig anhübschen und dann noch etwas essen gehen. Aber vorher entführt mich Erin in eine versteckte Oase. Mitten in Bloomington gibt es – ganz nah an ihrem schönen Zuhause, einen buddhistischen Tempel. Ich traue meinen Augen kaum, es ist ein richtiger Tempel. Natürlich war der Dalai Lama auch schon hier.
In Erins Haus bretzeln sich die anderen Mädels auf – da ich nicht auf schick eingestellt war, bleibe ich wie ich in Jeans und Bluse – und die Jungs sorgen für die Drinks, Musik und meine Bespaßung (siehe Bild). Wieder denke ich an all die College Filme, ich komme mir vor wie bei “Pretty in Pink”. Oder wie in irgendeinem anderen College Film samt Hausparty.
Die Sonne geht gerade unter als wir wieder in Downtown Bloomington einrollen, kurz einen Happen essen und dann schließlich in der ultimativen Studentenkneipe schlechthin landen: in Nick’s English Hut. Seit 80 Jahren gibt es den Laden.
Zuerst geht man durch einen kleinen Speiseraum, dann nimmt man die Treppe nach oben und man glaubt, Marty McFly aus “Zurück in die Zukunft” hätte ordentlich an den Knöpfen gedreht. Geschätze 100 Menschen oder vielleicht sogar noch mehr stehen und sitzen hier, halten sich an ihren Bieren fest, lachen, singen, essen Barfood und sind vor allem eins: blutjung. Shots gehen über die Theke wie geschnitten Brot, das Bier läuft einfach durch, die Country- oder Rockmusik dröhnt und irgendein Football Match wird auch noch übertragen. Bloomington, du bist wunderschön – American Small town at its best. Ich bin wieder 25 und schaue nur rechts und links, ob nicht doch noch irgendwo John Cusack um die Ecke kommt und mir “unser Lied” auf seiner Boombox vorspielt. Kommt er aber nicht. Aber Erins Bruder zwinkert mir zu. Immerhin.
So stell ich mir Amerikanisches Leben vor. So eine kleine Stadt im Nirgendwo mit dem Charme der 80er Jahre Filme… Ich bin ja eher der Michael J. Fox Freund, aber ich bin sicher, wenn der da an den Knöpfen gedreht hat, dann wird er wohl auch ganz in der Nähe sein 😉
Vor einigen Jahren habe ich meinen Job an den Nagel gehängt um zu reisen. Über 90 Länder habe ich bisher gesehen. Schau dich um und lass dich inspirieren!
So stell ich mir Amerikanisches Leben vor. So eine kleine Stadt im Nirgendwo mit dem Charme der 80er Jahre Filme… Ich bin ja eher der Michael J. Fox Freund, aber ich bin sicher, wenn der da an den Knöpfen gedreht hat, dann wird er wohl auch ganz in der Nähe sein 😉