Milwaukee, Wisconsin. Harley Davidson Haupstadt. Ich brauche von Chicago nur knapp zwei Stunden mit meinem Wohnmobil bis ich da bin. Rechts und links der Autobahn Fabriken, viele davon alt. Mein Ziel ist zunächst Harley Davidson Rental. Und schon als ich auf den Parkplatz rolle und mir einen breiten Spot für meinen Camper zum abstellen suche, klopft mein Herzchen voller Vorfreude höher. Denn: ich hab einen Motorradführerschein, bin jahrelang selber gefahren. Und auch schon mehrfach eine Harley Davidson – aber immer nur leihweise. Es gibt leider kaum etwas geiles. Das ist allerdings schon etliche Jahre her, damals war ich noch jung und knackig.
Ich will mir für ein paar Stunden ein Motorrad leihen. Eine Sportster 883 habe ich reserviert, die kenne ich und weiß, dass ich mit meiner kurzen Gestalt das Bike sicher und bequem lenken kann. Aber als ich das große Geschäft betrete, zweifele ich an meiner Vorbestellung. Hier stehen etliche, vielleicht Hundert Maschinen, eine schöner als die andere. Vielleicht hätte ich doch nach einer anderen Maschine fragen sollen? Ich komme mir vor wie ein Kind im Spielwarengeschäft. Jetzt will ich alles haben!
Einer der Verkäufer kommt auf mich zu. In klassischem Outift.: schwarzes Harley Davidson Hemd, Jeans, Harley Gürtelschnalle, Bart und Bauch. Ich muss innerlich kichern und schaue mich um: so sehen hier fast alle aus. Eine Trompetenfanfare ertönt und reisst mich aus meinem Schmunzeln. Der Verkäufer erklärt: “Das ertönt immer, wenn wir eine Maschine verkauft haben”. Oho. Ich schaue nach links und rechts und erkenne die Käufer an ihrem diebischen Grinsen. So eine Harley ist nicht gerade billig. Auch deshalb freue ich mich, dass mich das Headquarter von Harley Davdison und deren Verleihfirma in den USA hier in Milwaukee auf eine kleine Spritztour eingeladen hat.
Schnell ist der Papierkram erledigt. Ich bekomme einen Leihhelm und wir gehen nach draußen, wo auf dem Windshield der schwarzen Sportster 883 Iron mein Name prangt. Windshield? Wie bitte? Und dann sehe ich auch noch eine “Sissy Bar”. Das ist eine Art Rückenlehne für den potentiellen Sozius. Ich bin geschockt. Als ich jung war und nebem meinem Studium in einem Motorradgeschäft und Harley Verleih jobbte (und meine ganz klaren Prinzipien zum Thema Motorradästhetik hatte – nämlich da sollte möglichst NIX dran sein) wäre ich lieber zu Fuss gegangen, als auf einem Motorrad mit Windschutzscheibe oder Sissy Bar zu fahren. Vorsichtig frage ich, ob man das schnell abschrauben könne. Aber leider geht das nicht. “Du wirst froh sein, den Windschutz haben!” beruhigt mich der Verkäufer. Aber vorher setzte ich mich noch mal auf ein Bike ohne Schnickschnack.
Aber nun gut. Mich kennt hier ja niemand. Also Helm auf, Jacke an, Motor starten. Er blubbert. Geil. Wie früher. Ein “Klack” und der erste Gang ist drin. Mein Herz pocht. Ich gebe Gas. Die Harley rüttelt unter mir. So ein Gefühl gibt es nur bei Harley Davidson. Alle anderen Hersteller wollen, dass ihre Bikes schnurren. Harley ist das schnuppe, die Bikes sind eben Bad Bikes, im positiven Sinne. Das macht die Firma so sympathisch. Wie immer ziehen sich meine Mundwinkel nach oben, als ich merke, wie stark der Motor unter mir ist. Freude! Ich grinse den Verkäufer an. Er grinst zurück, weiß genau, welches Glücksgefühl so eine Maschine vermitteln kann. “Have fun!” ruft er mir hinterher, als ich auf die Straße abbiege. “I will” brülle ich hinterher. Aber die Maschine ist lauter als mein Rufen.
Nachdem ich nach drei Meilen merke, dass ich wieder aus der Stadt herausfahre, muss ich zugeben: er hat Recht gehabt. Hier ist es natürlich nicht so muckelig, wie in meinem Wohnmobil, sondern schon recht kühl. Und es windet. Mein Gott, ich werde alt, denke ich mich, als ich mich dann doch freue, den Windschutz zu haben. Und die mir entgegenkommenden Harleyfahrer (die Stadt wimmelt davon), die alle ohne Helm fahren, kann ich nicht verstehen. So ganz ohne Schutz, das wäre mir zu gefährlich. Irgendwann kann ich wenden und knattere wieder zurück.
Denn mein eigentliches Ziel ist das Harley Davidson Museum in der Stadt. Ich hätte schon längst da sein sollen, aber ich denke “Scheiß drauf” (Pardon) und ziehe an der Ausfahrt vorbei. Macht einfach einen zu großen Spaß am Gashahn zu drehen und mächtig cool an glotzenden Autofahrern vorbei zu knattern. Vielleicht bin ich doch noch nicht sooooo alt. Eher im Gegenteil: mit jeder Meile fühle ich mich sogar ein paar Monate jünger, und in meinen Kopf erklingen keine Trompetenfanfaren, wohl aber der alte Rocker-Song “Harley David, son of a bitch. ;-)”… Hehe. Und ich fahre zunächst einfach weiter durch das spätsommerliche Milwaukee.
Danke an die “Guys” von Harley-DavidsonAuthorized Rentals für diese Verjüngungskur: I had a blast! (And thanks for putting up the windshield. You were right. In the end, it was kind of comfy! But next time: no sissy bar please – I have a reputation… hehe)
Oh Angie, This was so much fun to read! You didn’t tell me about the sissy bar! haha Next time you visit I will rent one with you – I have a cycle license too, twin! This is so much fun. Kerry
We’ll have to ride together once! 😀 my artciel about you is coming up in a few days….. Hope i can steal a picture from your side as my cell phone picture that I took of us is really crappy 😀
Vor einigen Jahren habe ich meinen Job an den Nagel gehängt um zu reisen. Über 90 Länder habe ich bisher gesehen. Schau dich um und lass dich inspirieren!
Oh Angie,
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Kerry
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