“Njufuntläänd! Njufuntläänd” sagen die Einheimischen vor mir. Mit Betonung auf die erste Silbe. Sie kichern. Freundlich sind sie und haben eine große Portion Humor. Neufundland eben.Vor allem immer dann, wenn ich mit meinem Versuch, ihre Region korrekt auszusprechen, scheitere. Denn ich hatte jahrelang die Vermutung, Neufundland würde in der Landessprache “Njufauntländ”. Also mit “AU” in der Mitte und Betonung darauf. Falsch. Das “found” wird wie “funt” ausgesprochen. Und noch was habe ich gelernt: besonders einheimisch klingt es, wenn man wahnsinnig schnell redet und am besten die Hälfte der Silben gleich verschluckt.
Das alles sagt mir -glaube ich zumindest -mein Gastgeber Fred. Er und seine Frau Mildred führen eine Pension in Twillingate, der Eisberghauptstadt der Welt und gefühlt ganz an deren Ende. Paradise B&B heißt ihr Häuschen. Und auf den ersten Blick verrät es gar nicht, welchen Schatz es birgt. Es ist ein klein wirkendes bescheidenes Holzhaus – in weiß getüncht. Wie fast überall in Kanada ist die Eingangstür nie abgeschlossen, man kennt sich eben hier in dem 2500 Seelendorf. Rechts vom Flur die großzügige Küche, links die drei Gästezimmer. Alles pikobello und sehr hübsch.
Das eigentliche Bonbon des Hauses aber sieht man erst, wenn man in den Garten tritt. Am Ende des Hanges haben Fred und Mil ein kleines Brett zwischen zwei Steine geklemmt – für mich ist es die schönste Bank der Welt. Der Blick auf die malerischen Bucht und die kleinen bunten Häuschen auf der anderen Seite ist unwiderstehlich. Ich sitze hier in jeder freien Sekunde, lasse mir den Wind um die Nase wehen und die Sonne, die tatsächlich kräftig, scheint ins Gesicht scheinen. Es ist wirklich das Paradies.
Fred und Mil wissen was für ein Glück sie haben. Sie kommen beide aus der Gegend, nicht nur am Anfang habe ich Probleme sie zu verstehen, so stark ist ihr regionaler Akzent. Jeden Tag backt Mil in ihrer Küche Muffins, süße Brötchen oder Kuchen für ihre Gäste. In den Drink kommt auch schon mal Eis vom Eisberg vor der Küste. und besondere Gäste dürfen mit dem Uglystick, eine Art Besenstilmonster tanzen. Wir auch.
Mit Fred kann man auf mehr oder minder schwierige Wanderpfade gehen. Immer an der Küste entlang, über Hügel und durch Täler zu eigenartigen Plätzen mit noch eigenartigeren Namen.
Meine Reisepartnerin Sarah und ich sehen auf einer vierstündigen Tour tatsächlich einen Eisberg, wenn auch in weiter Entfernung und nur mit den Zoom der Kameras wirklich auf den Fotos sichtbar. Aber immerhin.
Und wir schwitzen – bei unseren kläglichen Anblick muss Fred laut lachen. Er sei, so sagt er kichernd, froh dass er uns nur auf die Anfängertour mitgenommen hat. Wir ehrlich gesagt auch. Und den Rest seiner Worte verstehe ich mal wieder nicht. Er spricht die ganze Zeit von (wie ich es vernehme) „Lättuus“ – und ich glaube an einen Salat und frage mich, warum man so viel über den erzählen muss. Erst später kapiere ich, dass er “Lighthouse”, also den Leuchtturm meint.
Fred und Mil kümmern sich so rührend um uns, als wären sie unsere Eltern. So kommt es dann wohl auch, dass Sarah und ich abends, bevor wir zu von unseren Ausflügen zurückkehren einstimmig sagen „Let’s go home“. Ach wie herrlich. Willkommen in Neufundland. Was für ein schöner Einstieg in unsere zehntägige Reise.
Vor einigen Jahren habe ich meinen Job an den Nagel gehängt um zu reisen. Über 90 Länder habe ich bisher gesehen. Schau dich um und lass dich inspirieren!
Vielen Dank für die Aussprachehilfe! Jetzt weiß ich endlich, wie es sich richtig anhört. Ich wäre auch auf “ou” = [au] reingefallen.
Herzliche Grüße
Monika