Unter uns knackt das Holz. Wir müssen uns ducken um nicht von den Dornen an den Bäumen zerkratzt zu werden, denn unsere Rangerin Kim fährt mit uns langsam durch das Dickicht. Mein Herz klopft.
Hier soll ein Leopard sein. Als ich mich langsam wieder aufrichte, sehe ich ihn im Gebüsch blinzeln.
Er gähnt ein wenig, auch er ist noch müde. Ich setze mit meiner Kamera an und zoome, was die Technik hergibt. Klack. Der Leopard kennt das Geräusch, nur seine Ohren zucken ein bisschen. Er weiß, dass er hier im Busch ein Star ist. Dass ihm und den anderen vier gefährlichsten Tieren hier in Südafrika der Name “The Big Five” gegeben wurde. Seine Gangmitglieder sind die Elefanten, die Löwen, die Nashörner und die Büffel. Ihnen sollte man normalerweise aus dem Weg gehen. Wir aber fahren näher ran. Das ist Safari. Das ist Südafrika.
Ich bin im Kapama Private Game Reserve das zwischen den nördlichen Drakenfels Bergen und dem Krüger Nationalpark in Südafrika und satte 14000 Hektar groß ist. Es kommt mir unendlich vor. Die Steppe der Savanne und die unterschiedlichen Vegetationen auf diesem Gelände sind Heimat von 42 verschiedenen Säugetieren und 350 Vogelarten.
Wenn man wie ich vorher noch nie auf Safari war und die erste Giraffe schon auf der Fahrt vom winzigen Flughafen Hoedspruit zur Safari Lodge sieht dann darf man ruhig mal ausflippen. Aber nur innerlich. Davor hat uns unsere Rangerin Kim, die uns mit dem Safari-Fahrzeug abgeholt hat, gleich als erstes eindrücklich gewarnt: man soll im offenen Safariwagen nicht aufstehen und leise bleiben. Der Grund leuchtet schnell ein: die Tiere hier im Kapama Private Game Reserve sind an die Umrisse und die Geräusche der Wagen gewöhnt – an plötzliche Bewegungen und menschliche Geräusche darauf eher nicht.
Zwei Meter weiter stehen Zebras und grasen friedlich und Schweif-wedelnd im Gras und ich kann mein Glück immer noch nicht fassen. Bis wir es den knappen Kilometer zur Lodge geschafft haben, sehen wir noch eine Horde wunderschöner und zierlicher Impalas. Was für ein Auftakt für drei Tage Safari!
Von meinem Zimmer blicke ich direkt auf den Busch und in den blauen Himmel. Nur mit einem kann ich mich hier nicht anfreunden: überall hängen seitlich der Wege große Spinnennetze und sie werden mich oftmals zwingen, mich im Safariwagen schnell zu ducken. Aber ansonsten sind wir im Paradies angekommen. Zwei mal am Tag, immer früh morgens und abends werden wir auf Safari gehen und hoffen, die Big Five in drei Tagen zu finden. Das klappt nicht immer hören wir. Zwischen den Safaris kann man am Pool relaxen oder sich im Spa verwöhnen lassen.
Gleich am ersten Abend klettern wir wieder auf den speziellen offenen Landrover, auf dem 12 Leute Platz finden und der offen ist. Hinten sitzt man ganz oben, allerdings auch sehr wackelig. Und für Spinnenängstliche wie mich ist die hintere Sitzbank eh nichts. Dann ist man noch näher an den Netzen zwischen den Bäumen.
Überhaupt keine Angst vor niemanden und auch sonst einfach eine tolle Frau ist Kim. Mit ihr fahren wir die Tage raus, auch heute am ersten Abend fährt sie mit uns durch den Busch. Und schafft es, mir das Bild des Tages zu schenken. Denn ich habe Glück und sitze auf der richtigen Seite des Wagens, als plötzlich im Busch neben uns ein mächtiger Löwe auftaucht. Und just in dem Moment gähnt, als ich meine Kamera gezückt habe. Wenige Meter neben ihm liegt seine Gefährtin, auch sie ist schläfrig und lässt sich nicht stören.
Das Gelände ist so weitläufig, dass sich hier die Tiere natürlich und ungestört entwickeln können und leben. Aber selbst für die Ranger, die per Funk miteinander verbunden sind, ist es oft schwierig, die Tiere aufzuspüren. Vorne auf dem Wagen sitzt auf einer Art Ausguck auch immer noch ein sogenannter Tracker, in unserem Fall der gutmütige Alfred, der wohl schneller als jeder andere die Augen wandern lassen kann und mit einer enormen Zielsicherheit Spuren liest.
Das Wissen unserer Ranger beschert uns schon auf der nächsten Safari die Sichtung von Big Five-Tier Nummer 3: den mächtigen Büffeln. Ein besonders großes Exemplar verrichtet gerade sein kleines Geschäft, als wir um die Ecke biegen. Wir halten an.
Der Büffel guckt in unsere Richtung, einen Moment denke ich, er schaut direkt mich an. Aber er macht einfach weiter und erleichtert sich. Seine geschwungenen Hörner sehen ziemlich gefährlich aus und aussteigen würde ich jetzt für kein Geld der Welt. Kim fährt noch näher ran. Wir machen unsere Bilder und staunen. Abends am Lagerfeuer nach dem Abendessen erzählen wir uns in unserer Journalisten-Gruppe unsere Erlebnisse und kommen uns vor wie große Abenteurer. Weil hier übrigens alles, auch für normale Gäste, in Gruppen unternommen wird, ist dies ein toller Urlaub auch für Alleinreisende. Das aber nur so am Rande.
Die Nacht ist kurz, denn früh um 6 Uhr geht es wieder los. Es ist noch kalt, die Sonne hat noch nicht ihre volle Kraft. Wir sitzen in dicken Jacken und mit Decken umwickelt im Wagen und fahren durch die dunstige Landschaft. Alfred zeigt nach rechts und wir biegen ab auf eine weite platte Fläche. Und ganz hinten sehen wir zwei große Gestalten. Nashörner. Gemächlich grasen sie mit gesenktem Haupt die Fläche ab. Es seien noch junge Tiere, erzählt uns Kim.
Wenn die noch wachsen, dann weiß ich nicht ob ich beim Anblick eines ausgewachsenen Nashorns einen Herzinfarkt bekomme oder nicht. Sie sind schon jetzt riesig. Wir nähern uns. Sie scheinen keinen Groll gegen uns zu haben, das würde man sehen sagt Kim. Je näher wir kommen umso überwältigter bin ich. Es ist schwierig zu kapieren, dass ich nicht im Zoo sondern in der freien Natur bin und langsam macht es Klick in meinem Kopf. Ich bin sprachlos, nicht nur aus Sicherheitsgründen, sondern weil der Anblick dieser großen gefährlichen Tiere majestätisch ist!
Die Sonne steigt langsam und wärmt mich. Ich fühle mich erleichtert, weil jetzt endlich auch mein Hirn hier angekommen ist und ich langsam mein Glück fassen kann. Wir fahren weiter, spüren noch mal einen Löwen auf, der aber keine Lust hat, sich fotografieren zu lassen und schnell im Dickicht verschwindet. Und immer wieder sehen wir Giraffen, die einfach so irgendwo herumstehen und gemächlich kauen und uns anschauen und mein Herz erobern. Und Impalas, die die Steppenstraßen so leichtfüßig überqueren, als könnten sie fliegen.
Wir sehen lustige Vogel, hören ihrem Singsang und ihr Rufen, sehen Warzenschweinhorden mit kleinen Babys, und ab uns zu hält Kim einfach an, steigt schnell aus und zeigt uns große Schnecken oder kleine Chamäleons, die sie aus dem Augenwinkel entdeckt hat, wir hätten das nie gesehen. Sie hat ein trainiertes Auge. Wundervoll.
Wenn die Sonne während unserer Abendsafaris langsam untergeht, halten wir an und die Ranger packen Tische, Snacks und Drinks aus. und ich komme mir vor wie in “Jenseits von Afrika”, während ich einen Drink nippe und salziges Gebäck knabbere.
Wohl wissend, dass neben uns in einem Busch ein Löwe lauern könnte. Mal nach rechts und links zu schauen schadet ja nix. Ich genieße den Anblick der langsam untergehenden Sonne und den großen fetten, goldenen Vollmond, der langsam hinter den mächtigen Marula-Bäumen auftaucht. Erlebnisse, die ich nicht vergessen werde, so märchenhaft schön sind die Momente hier.
Unsere letzte Morgensafari beginnt. Und wir alle wollen so gern Elefanten sehen. Denn die fehlen uns noch für die Big Five. Wir fahren ziemlich weit von unserer Lodge weg. Ich bin ja schon ein bisschen Elefanten Expertin – und denke, hier müssten sie doch irgendwo sein. Nicht dass ich wirklich Ahnung hätte – aber ich bilde mir ein, die Bäume sehen wir besonders lecker aus. Und ich weiß, wie sehr Elefanten auf saftige Blätter stehen. Alfred entdeckt die ersten Spuren. In Form von großen Elefantenhaufen. Sie sehen frisch aus. Wir kurven umher, drehen, fahren rechts und links. verlieren die Spur, nehmen sie wieder auf. Es wird immer später und ein wenig sinkt unsere Hoffnung, es auf die Big Five zu schaffen. Denn in wenigen Stunden müssen wir wieder am Flughafen stehen. Doch dann…. Rechts neben uns im Wald sollen sie sein. Wir hören noch nichts, aber Alfred und Kim sind eben besser trainiert als wir. Zunächst vernehmen wir ein leises Knacken. Das wird langsam aber stetig lauter. Wir warten sicherlich 20 Minuten, bis es deutlich zu hören ist. Ja, rechts neben uns, vielleicht 100 Meter entfernt sind Elefanten. Wir müssen uns gedulden. Das Knacken wird immer lauter und dank Teleobjektiv kann ich schon einige Bewegungen sehen. Mein Herz klopft immer schneller. Wieder ein Krachen. Sie kommen näher. Dann sehe ich den ersten Rüssel. Ein großes Muttertier.
Und dahinter, ein Elefantenbaby, vielleicht gerade mal zwei Monate alt. Wir knipsen was das Zeug hält, als zunächst vor uns und dann hinter uns einer nach dem anderen die Straße überquert. Der kleine Babyelefant bleibt direkt vor dem Wagen unserer Mitreisenden stehen und es sieht so aus, als führte er einen Tanz auf. Wir können die offenen Münder der anderen sehen. Sie sind total geflasht.
Vielleicht 35 Elefanten sind um uns herum, 15 davon bekommen wir direkt vor die Linse. Es ist atemberaubend. Wir sind glücklich. Irgendwann aber müssen wir zurück. Sachen packen und weiterreisen. Aber voller Stolz, Freude, Glück und Dankbarkeit, dass wir die Big Five haben sehen dürfen. In drei Tagen. Ich danke wie immer leise meinem Reisegott, dass ich dies alles erleben darf und kann wirklich jedem eine Safari ans Herz legen. Wer etwas für Tiere, Abenteuer, Landschaften und Natur übrig hat – der findet auf einer Safari seinen perfekten Urlaub. Am besten natürlich hier. Mit Kim und Alfred, denen ich von Herzen für diese Erlebnisse danke.
Mein Dank gilt auch denjenigen, die diese Reise für mich ermöglicht haben: dem Team von Amarula, die uns auf dieses Abenteuer eingeladen haben. Danke auch an die Lufthansa zur Verfügungstellung meine Zubringerflüge nach und ab Frankfurt.
super cool!!!
Danke Katrin! 🙂
Ah, danke! Wie handhaben Hotels im Süden Afrikas den WLAN-Zugang? Ist er kostenpflichtig?
Vielleicht kriegt der WiFi-Router mal einen eigenen Blogpost? Internet unterwegs dürfte doch für etliche Reisende ein spannendes Thema sein.
Es ist wie überall auf der Welt: mal so und mal so. Manche Hotels verlangen Geld, andere nicht. Ich kann auf keinen Fall dazu (zu all den etlichen tausend Hotel) eine Aussage treffen. Einfach bei den Hotels, die einen interessieren auf der Website schauen, dann ist man schnell schlauer. Einen reinen Blogpost über so ein Gerät zu machen macht für mich keinen Sinn. Ist ja auch nichts neues und weltbewegendes. Ich werde mir dieses Gerät kaufen weil ich a) ein Simlocked Handy habe und b) damit dann auch mit meinem Laptop oder iPad arbeiten kann. Die 120 Euro finde ich eine gute Investition plus natürlich der Simcards vor Ort. 🙂
Lieber QWoo, ich hatte nur im Hotel Wifi. Aber man kann sich natürlich auch eine SIM Karte holen – das mache ich jetzt für meine nächsten Reisen.Ich hole mir einen WiFi Router, in den ich dann lokale SIM Karten stecken kann. Sonst wird es einfach immer zu teuer!
Wie klappte der mobile Internetzugang auf der Tour? Gibt es Empfehlungen oder hilfreiche Tipps?