Ich hatte viel davon gehört: eine Stadt, die einst Legende war und erst vor wenigen Jahren buchstäblich wieder an die Erdoberfläche kam. Die historische Stadt von Chiang Mai. Und ich bin gerade hier. Also schwinge ich mich auf ein Fahrrad. Aber ich bin nicht allein. Ich habe einen erfahrenen Guide an meiner Seite. Bon. Er ist 28 Jahre alt und voll und ganz Abenteurer und arbeitet für ETC Reisen, die individuelle Reisen in fernen Ländern anbieten. Noch vor wenigen Jahren hatte Bon einen ganz anderen Job. Sechs Jahre lang war er Mönch. Sein Alltag bestand aus beten. Nun fährt er mit Touristen durch die Gegend, im Jeep, auf Rädern oder auf Motorrädern. Und es erfüllt ihn mehr sagt er. Wir radeln bei 28 Grad entlang des Ping Flusses, noch mitten im dichten Verkehr, und ich muss mich erst mal an das Linksfahren auf dem Fahrrad gewöhnen aber schnell finde ich mich ein.
Wir fahren über eine kleine Brücke über den Ping Fluss in die „ancient old town“ wie es hier heißt. Und schnell wird es ländlich und herrlich grün. Die Bäume hoch und dicht und kaum ein Auto zu sehen. Bon zeigt mir ein altes Krankenhaus, ein Lepra Station, in der immer noch in kleinen Häusern Erkrankte leben. Mir zieht sich das Herz zu. Es ist ein echtes Ghetto. Immer noch, erzählt Bon, werden sie ausgegrenzt und ihre Krankheit als eine Strafe gesehen. Immerhin werden die Kranken hier in Ruhe gelassen.
Es geht weiter durch kleine Dörfchen und wir fahren zu einem Feld auf dem eine alte Frau ein Beet beackert. Sie grüßt freundlich. Hier machen wir Halt, ein eingeplanter Stopp, denn kaum haben wir unsere Räder geparkt, kommt die alte Dame zu uns und bringt uns frisches Obst und Getränke. Sie spricht kein Englisch, zeigt mir aber ihre Ernte: frischen roten Chili und Pfeffer. Und ein Lächeln versteht man in jeder Sprache.
Bon schaut sich mein Rad genauer an und fängt plötzlich an, es auseinander zu nehmen. Ich verstehe nicht. Mein Reifen sagt er, wäre zu voll gepumpt, da hätte es jemand wohl zu gut gemeint. Bei der Hitze des Asphalts wäre der Reifen wohl bald geplatzt. Glück gehabt, dass Bon so aufmerksam ist. Er montiert kurzerhand seinen Hinterreifen an mein Rad. Er fährt stehend, um den fast leeren Reisen und die Felge zu schonen. Gentleman. Wir machen uns auf den Weg zur nächsten Werkstatt in der ein lustiger alter Mann mit noch lustigerer Brille sich über den seltenen westlichen Besuch freut und den Reifen schnell und kostenlos repariert. Ja, so etwas ist hier noch möglich!
Zehn Minuten später radeln wir zu den alten Tempel, der „historisch alten Stadt“. Dieser Teil von Chiang Mai wurde einst durch einen Festungsgraben gesichert, vor allem um Eindringlinge aus Burma abzuhalten. Das war 1296. Heute sind nur noch wenige der alten herrschaftlichen Tempel und Anlagen von früher erhalten. Aber das was noch steht ist beeindruckend. Alles, was der König Mengrai hier damals erschaffen hat wurde später von Hochwassern erfasst und unter Erdschichten begraben. Und blieb es auch für hunderte von Jahren. Die alte Siedlung geriet in Vergessenheit, wurde aber zur Legende. Erst in den Achtzigern machten sich Wissenschaftler auf, um nach den Überresten der Stadt zu suchen. Und sie wurden fündig. Nach und nach legten sie die alten Tempel in mühevoller Kleinarbeit frei, beziehungsweise das, was davon noch übrig war.
Wat Chang Kam und Wat Chedi Lieam wurden zuerst restauriert, es folgten viele weitere alte Gebäude. All das erfahre ich aus erster Hand, wir fahren die alten Anlagen ab und ich kann nur staunen über die architektonische Leistung dieser Zeit. Aber auch die Archäologen haben wahre Wunder verbracht. So lag Wat Pu Pia vorher ganze zwei Meter unter einer Obstplantage. Eine Meisterleistung diese Gebäude nun für alle sichtbar zu machen.
Ziemlich verblüfft und um viele spannende Eindrücke radeln wir nach drei Stunden zurück. Und kommen oh Wunder trotz Feierabendverkehr auf den Straßen, heile wieder an.
Danke Bon und ETC Reisen für diese spannenden Eindrücke. Mehr Infos über die Region gibt es natürlich beim thailändischen Fremdenverkehrsamt.