Nur eine Woche nachdem ich total verzaubert durch das sommerliche Paris gewandelt war, setzten wir Freitagmittag pünktlich auf dem Flughafen der Belgischen Hauptstadt auf. Kurztrip nach Brüssel – von Freitag bis Sonntag. Unter anderem auf der Suche nach den besten Pommes Frites der Metropole. Keine Ahnung, warum mir Petrus so gesonnen war – aber auch hier erwartete mich ein strahlend blauer Himmel und statte 28 Grad Celsius. Herrlich! Wenn ich ehrlich bin dachte ich: was soll denn jetzt direkt nach Paris schon kommen? Aber schon auf der Fahrt in die Stadt hatte sich Brüssel in mein Herz geschlichen. Wunderschöne Fassaden, beeindruckende Plätze, ein grünes Stadtbild und überall Stuck, Putten und Pompöses. Ich weiß nicht wie es euch geht, aber ich steh’ total drauf.
„The Dominican“, ein Designhotel, sollte unser Zuhause für die nächsten zwei Nächte sein. Das Haus ist imposant: durchgestylt, mit cooler Lounge, schicker Deko und modernem Interieur – dazu im Fahrstuhl sowie auf den Zimmern Choräle Gesänge, die ein wenig gewöhnungsbedürftig waren. Das – und auch der Name des Hotels sind kein Zufall. Früher war hier ein Dominikaner Kloster untergebracht. Die Zimmer sind groß und hübsch mit allem eingerichtet, was man während eines Wochenendaufenthaltes so braucht. Der Hammer aber war das Bett – es war ungewöhnlich bequem. Obwohl ich normalerweise in der ersten Hotelnacht kaum entspannen kann, schlummerte ich hier wie ein Baby.
Aber bleiben wir beim ersten Tag der uns quer durch die Brüsseler Innenstadt führte. Vorbei an kleinen Plätzen, etlichen lockenden Schaufenstern belgischer Chocolatiers, einer schicken Champagner Bar, die ich beim nächsten Mal unbedingt besuchen muss, adretten Cafés und Geschäften und unzähligen Waffel-Buden, aus denen ein so herrlicher Duft strömte, dass ich mich nur mit Mühe und Not zurückhalten konnte. Ich war ja auf eine andere Spezialität Brüssels scharf.Außerdem hatten wir eh etwas Eile, denn wir waren mit dem Bürgermeister verabredet. Also nicht direkt mit ihm, aber mit seinem Arbeitsplatz, dem Hotel de Ville. Ja, und doch: der Chef war anwesend UND noch bei der Arbeit, als wir durch den Hintereingang des Rathauses Einlass fanden. Deshalb wurden wir auch höflich gebeten, leise zu sein um ihn nicht zu stören. Durch ein paar Flure erreichten wir einen Nebenbalkon (auf den eigentlichen Hauptbalkon gelangt man gegen Zahlung von ein paar Euro) , der sonst für die Öffentlichkeit nicht zugänglich ist. Und von hier zeigte sich das, was sich natürlich schon unten am zum Unesco-Weltkulturerbe gehörenden Grand Place angedeutet hatte: der berühmte Blumen-Teppich, der hier nur alle zwei Jahre zu sehen ist. Eine Million Blumen auf 1800 Quadratmetern, gestaltet von 10 Künstlern, ein Meer von Blumen. In diesem Jahr lautete das Thema Afrika. Nächste Gelegenheit, vorm Blumen-Teppich zu stehen und zu staunen: 2014! Bitte merken.
Danach war dann auch endlich Frittenzeit! Hier mal nur so viel: ich habe drei verschiedene Frittenbuden ausprobiert, auf der Suche nach den besten Pommes der Stadt. Mit kleinen, unbekannten Buden habe ich mich gar nicht aufgehalten, nicht nur, weil ich nicht so viel Zeit hatte, sondern auch, weil es klare Tendenzen gibt. Drei der angeblichen besten Buden habe ich besucht und mich durch die kleinen heißen Stäbchen gemummelt. Ich bin nun nicht nur viel schlauer, was die Qualität der Pommes angeht, sondern auch ein ein Kilo schwerer zurückgekommen. Einen gesonderten Post über mein Pommes-Experiment gibt in es in wenigen Tagen hier. Die Diät ist bereits in vollem Gang. 🙁
Zur Verdauung der belgischen Köstlichkeit wartete nur ein paar U-Bahnstationen entfernt schon die nächste Sünde auf uns: Schokolade! Wir waren bei Zaabär verabredetet, einem der vielen Chocolatiers in Brüssel, die auch Workshops anbieten. Im Verkaufsraum bot sich uns dann während einer kleinen Wartezeit förmlich unser Dessert an: hier waren sämtliche Schokoladensorten des Hauses zum Probieren ausgestellt. Schon mal Schoki mit Salz, Texanischen Pfeffer, Thymian oder Nelke probiert? Eben! Ein paar unkontrollierte Naschattaken später standen wir in der Schokoküche, mit bekloppten Hygiene-Mützen auf den Köpfen und Schürze um den Hüften. Der Chocolatier war ein echter Spaßvogel – so erfuhren wir nicht nur alles Wissenswerte rund um die Süßigkeit, sondern auch dass er gern mit uns Macarena getanzt hätte. Sehr witzig. Wir erprobten dennoch unser Können lieber in Sachen Trüffel machen, Schokoladenplätzchen gießen und unsere eigene Schokoladentafel basteln. Super! Der Empfehlung die Schokolade übrigens nicht im Kühlschrank auf zu bewahren, konnten wir nicht nachkommen. Es war einfach zu warm in Brüssel.
Die Gourmet-Rallye fand abends ihren Abschluss – nur wenige Schritte vom Hotel entfernt. Das „Belga Queen“ ist in einer ehemaligen Bank (davor war’s ein Hotel) untergebracht, und schon die ersten Schritte in das Gebäude lassen einen staunend vor Ehrfurcht erstarren. Stardesigner und Ex-Koch Antoine Pinto hat sich hier ausgetobt und neben dem Restaurant in der beeindruckenden steinernen Halle am Eingang eine riesige Austernbar links und eine hervorragend ausgestattete Bar rechts eingerichtet. Es soll auch eine Zigarrenlounge geben, aber die hat mich nicht so interessiert. Das Essen, vornehmlich belgisch, hält das Versprechen, dass das Interieur der Location macht. Es ist bombastisch. Auf der Karte findet man natürlich eine große Auswahl an Meeresfrüchten aus der Austernbar als auch klassische Brasserie Gerichte, viele davon mit belgischen Bier zubereitet. Zwei Dinge sind gewöhnungsbedürftig: die Schürzen der Kellner, die an Zwangsjacken erinnern und der mittlerweile bekannte Klo-Shock: Unisex Toiletten, bei denen die Türen zum stillen Örtchen auf den ersten Blick einfache durchsichtige Glastüren sind, die sich dann aber milchig einfärben, sobald man die Tür verschließt. Diesen beiden Punkten zum Trotz: Prädikat äußerst empfehlenswert.
Der nächste Tag begann früh – als die Temperaturen noch angenehm niedrig waren und die Straßen leer. Wir marschierten bergauf zum Mont des Arts – wohl eine der schönsten Aussichtspunkte der Stadt. Der hier angelegte kleine Park bietet unter Plantanen den Brüsselern Schatten. Als wir hier langmarschierten, standen Liegestühle zwischen kleinen Springbrunnen herum, und ich hatte spontane Gelüste auf ein Fußbad. Ich blieb aber tapfer und flipflopte weiter Richtung Magritte Museum, das sich nur wenige Meter vom Park entfernt befindet. Das neue Museum, das in einem Teil der Königlichen Museen der Schönen Künsteuntergebracht ist (muss ich beim nächsten Brüssel-Besuch hin!), zeigt über 200 Werke des belgischen Surrealisten. Ich war begeistert. Magritte scheint ein gewitzter Typ gewesen zu sein, seine Werke (die er übrigens nicht interpretiert wissen wollte) sind bunt, komisch, schön und fantastisch.
Um den Ausblick vom Mont des Arts noch weiter zu toppen ging es auf die Dachterrasse des Musikmuseums gleich um die Ecke. Wir sind allerdings wirklich direkt mit dem alten Fahrstuhl nach oben in den zehnten Stock geruckelt, denn zwei Museen einem einem Tag wäre dann doch zu viel gewesen. Hier kann man drinnen oder auch open air snacken und dabei auf die Stadt schauen. Das Essen ist okay, aber nichts besonderes, aber der Ausblick – sogar mit entfernt zu sehendem Atomium – lohnt sich. Schnell allerdings wurde es uns selbst unter dem Schatten spendenden Sonnenschirm zu heiß, das Thermometer war mittlerweile auf 35 Grad geklettert und wir mussten fliehen.
Auch, weil es weiter ging – in diesem Fall mit einem royalen Besuch. Der Belgische Königspalast liegt nicht nur wiedrum um die nächste Straßenecke, sondern bietet im Sommer auch interessante Einblicke. Für wenige Wochen jedes Jahr werden die Tore geöffnet und das Volk darf eintreten und staunen. Gesagt, getan. So viele überdimensionierte Kronleuchter, Stuckarbeiten, Spiegel und Samtvorhänge sieht man selten außerhalb eines Museums oder unbewohnten Schlosses. Königs waren allerdings nicht zu sehen. Wahrscheinlich weilen Sie irgendwo an einem königlichen See, so wie ich das mit blauem Blut auch tun würde. Wie dem auch sei, ein kurzer Besuch hat uns gereicht, jetzt ging es wieder unter das Brüsseler Volk.
Und zwar zu denjenigen, die nicht nur in Brüssel leben, sondern anderen auch ihre Stadt zeigen möchten. Freiwillig und kostenlos, den Brussels Greeters. Wir trafen Médélia, eine 27jährige Französin, die einst ein Praktikum nach Brüssel gebracht hatte. Ihr Thema: Gastronomie! Juhu! Genau richtig für uns! Sie brachte uns in den Bezirk Ixelles. Auf dem Weg kamen wir unter anderem an einem entzückenden Platz vorbei, dem Place Saint-Boniface, um dem sich rundherum schöne kleine Cafés und Restaurants gruppiert haben, in denen es weitaus günstiger, ruhiger und schönes zugeht, als in den Lokalen in der touristischen Innenstadt. Es waren sogar einige Hipster zu sehen. Wieder probierte ich eine Frittenbude aus – Ergebnisse wie gesagt demnächst hier! Während eines Drinks im relaxten Café Belga kamen dann die Besitzer auf die Idee, das tropische Wetter zu löschen und zogen einen langen Schlauch hervor, fixierten diesen mit ein paar schweren Tischen und ließen eine Wasser-Fontäne auf den Vorplatz prasseln. Lachende Hipster, fröhlich quietschende Kinder und ein paar Minuten Abkühlung – ein schönes Bild von Brüssel.
Um den belgischen Abend gebührend einzuläuten saßen wir wenig später im SOW, was die Abkürzung für Spirits of Wallonia ist. Hier trafen wir auf den äußerst gesprächigen und lustigen Luc, der uns in Sachen Belgisches Bier schlau machen sollte. Natürlich musste er zunächst scherzhaft auf dem deutschen Reinheitsgebot rumhacken. Denn das gibt es in Belgien nicht – und deshalb kippen die Belgier einiges in ihr Getränk. Unter anderem Orangenabrieb oder sogar Koriander. Aber genau das macht dann eben auch den Geschmack aus, den wir hier lernen sollten zu entdecken. Mit den getesteten Bieren (zunächst ein typisches frisches Blondes, dann ein malziges Trappisten Bier und danach ein schweres süßliches Bier) stiegen die Alkoholprozente und die Stimmung. Das letzte Bier der Marke Bush hatte unglaubliche 12 Prozent und erinnerte eher an einen Likör. Mir schmeckte das Blonde am besten.
Beim Abendessen im Sonnenuntergang auf der Terrasse (die als eine der schönsten von ganz Brüssel gehandelt wird) des schicken und modernen Restaurant “Cospaia” wechselten wir auf einen leichten Sancerre und Wasser, denn es war immer noch drückend heiß in der Stadt, und niemand hätte unbeschadet weitere Belgische Biere überstanden. Zudem passte der kühle Wein besser zu den hier hervorragenden leichten Fischgerichten. Ein schöner Abend, nette Bedienung, relaxtes Ambiente, plätschernde Lounge-Musik und dazu eine köstliche, internationale und gehobenere Küche. Ein Sommerabend par excellence.
Einen Absacker wollten wir aber dennoch woanders nehmen. Wir zogen weiter ins „À la mort subite“ was übersetzt „Zum schnellen Tod“ heißt. Nomen ist keineswegs Omen, dieser schöne alte Laden im Herzen der Stadt (direkt um die Ecke unseres Hotels) erinnert höchstens an alte Zeiten, nicht aber an de Tod. In den langen Räumen der Brasserie /Brauerei wird unter anderem ein eigenes, gleichnamiges Bier in unterschiedlichen Geschmacksrichtungen serviert. Wir entschieden uns für das Lambic Blanche Mort Subite, einer frischen und weniger süßen Variante. Und ja, ich schmeckte sogar den Orangenabrieb heraus. Bin ja jetzt ein Profibiertester!
Am letzten Tag unserer Reise marschieren wir zu Tintin & Co ins Comicmuseum von Brüssel – ein Muss für jeden der ein Herz für die Strips hat. Wir hatten einen Zeichen Workshop gebucht – bei dem Belgischen Comiczeichner De Marck. Schnell wies er uns in das Grundwissen rund um Comics ein – und ebenso schnell hatten wir ein leeres Blatt Papier und einen Bleistift vor der Nase. Mit malen habe ich mich schon als Kind stundenlang beschäftigen können – mir gingen die Aufgaben entsprechend leicht von der Hand. Nach ein paar Übungen dann sollten wir unseren eigenen Superhelden kreieren. Was lag bei mir näher, als mich auf dem Papier in SUPERFRY zu verwandeln? Wer das ist? Ist doch einfach: eine Pommes-Liebhaberin, die auf der Suche nach den besten Pommes Frites der Stadt ist. Genau daran musste ich denken, als ich dann, als eine meiner letzten Abenteuer in Brüssel, knapp 60 Minuten später an meiner letzten Frittenbude stand und erneut eine petit Frites bestellte. Soooo lecker….Superfry-me…..
Mein Fazit: ich muss unbedingt schnell wieder nach Brüssel, denn die Zeit war viel zu kurz! Tipp: den Kurztrip ruhig auf vier volle Tage ausdehnen. Es lohnt sich! Mehr Fotos von dieser Reise gibt es auf der Reisefreunde Facebook Seite. Und alle besuchten Orte in Brüssel sind auch auf der Brüssel Foursquare Liste zu finden! Soll euch das Wasser im Munde zusammenlaufen, dann ist ein Besuch hier zu empfehlen. Und mehr Infos gibt es natürlich über das Belgische Tourismusamt und/oder auf deren Facebook Seite.
Disclaimer: Die Reise wurde organisiert vom Belgischen Fremdenverkehrsamt. Meine Meinung bleibt wie immer mein Eigentum.
Schöner Bericht! Um mich auf meinen Brüssel-Trip optimal vorzubreiten, muss ich noch eine Frage stellen: Wo gibt’s den besten Kaffee in Brüssel? Grüße, Stefan PS: Doch noch eine weitere Frage: Welche vielfach gepriesene Sehenswürdigkeit kann man getrost auslassen? Danke für die Infos!
Danke für den tollen Artikel, der große Lust auf eine Reise macht. Ich war noch nie in Brüssel, habe jetzt aber meinen Mann überredet, mal rüber zu fahren, wir wohnen nah an der Grenze. Und dann werden wir einige Tips nachmachen. Vielen Dank dafür!
Liebe Grüße, Evi
Mich hat Brüssel auch absolut positiv überrascht! Die Stadt braucht sich neben Paris, Amsterdam und Co nicht zu verstecken. Ich werde bald wiederkommen – denn ein Tagestrip ist für diese Stadt nun wirklich zu kurz 😉
Liebe Grüße und Danke für das schöne Instagramreisetagebuch 🙂
Jana