Wer schon mal vor einem Inder stand, der zwar „ja“ sagte, aber dabei mit dem Kopf schüttelte, weiß, wie schwierig es ist, sich international zu verstehen. Denn unsere indischen Freunde nutzen eine andere Geste der Zustimmung, als wir. Sie wackeln mit dem Kopf, um “ja” sagen. Für “Nein”, nutzen sie eine seitliche Kopfbewegung, die ist aber sehr anders als unser Kopfschütteln und damit ziemlich schwierig für uns zu verstehen ist. Anderes Beispiel? Aber gern: Während in den Philippinen ein “ja” durch die Anhebung der Augenbrauen signalisiert wird – bedeutet die gleiche Geste in der Türkei “Nein”. Doof, ne? Mit dieser Geste hier auf dem Foto links vermittelt ein Brasilianer übrigens seine Wertschätzung. Bei Angie sieht es einfach nur ein bisschen komisch aus. Damit ihr also in anderen Ländern verstanden werdet, haben Reisefreunde eine kleine Fotosession gestartet Da Angie die besten komischen Gesichter machen kann, wurde sie als Model erwählt. Viel Spaß!
Okay, okay – oder doch nicht?
Nun ja, wenigstens in vielen Ländern heißt diese Geste tatsächlich einfach nur okay. Aber in Süd-und Mitteleuropa ist das Zeichen schon eine Beleidigung. In Brasilien, der Türkei, Mexiko und Venezuela ist diese Geste sogar vulgäre und sehr beleidigend. In Portugal und Australien hingegen ist man auf der sicheren Seite, hier bedeutet das Zeichen Null, in Japan sogar „null“ Geld – also ein Zeichen, das symbolisiert, dass man entweder pleite ist oder etwas nichts kostet. Die Chinesen allerdings benutzen es um die Nummer drei anzuzeigen. Beim Tauchen wird die Geste wird verwendet um zu fragen, ob der Tauch-Partner nebenan auch wirklich in Ordnung ist. Hitziger wird das Zeichen in der arabischen Welt eingesetzt, hier heißt es drohend: “Pass auf Freundchen, du wirst schon sehen!”Komm zu mir oder hau ab??
Dieses winkende Zeichen hier links, entweder mit allen Fingern oder einfach nur mit dem lockenden Zeigefinger mit der Handfläche nach unten bedeutet bei uns „komm her“ – in vielen Kulturen allerdings bedeutet es genau das Gegenteil. In Korea, Japan und in Kambodscha verjagt man damit ungeliebte Menschen oder schlimmer noch: Tiere. In der Türkei ist diese Geste zweideutig. Um jemanden in Indien zu heranzuholen, streckt man seinen Arm aus, dreht die Handfläche nach unten und macht eine lockende Bewegung mit geschlossenen Fingern.Schönen Dank auch, Winston!
Als Winston Churchill 1941 zum ersten Mal die Finger spreizte, bedeutete das V-Zeichen noch „Victory“, also Sieg. Die Hippies haben dann daraus auch ein Zeichen für Frieden gemacht. In anderen Ländern, vor allem in Asien wie in China, Japan, Südkorea, Taiwan und Thailand wird das V-Zeichen vor allem benutzt, wenn eine Kamera im Spiel ist. Niedliche junge Menschen setzten ihr bestes Lächeln auf und halten gekonnt ihr V-Zeichen in die Linse. Sobald man in Asien ist, wirkt das übrigens irgendwie ansteckend. Dreht man allerdings das Zeichen um – also Handfläche nach außen, Finger immer noch nach oben, dann kann das eine richtig böse Beleidigung sein. So ähnlich wie bei uns der Stinkefinger. Vor allem in Großbritannien, Irland, Australien, Neuseeland und verwenden Landsmänner dieses Zeichen, um ihre tiefste Verachtung kundzutun. Böse!Metal-Fan oder was?
Nein, nein. Das Zeichen hier ist nämlich nicht in Wacken oder auf einem sonstigen matschigen Feld samt tobender Menge und grölender Trashmetalband auf einer Bühne zu finden, sondern bedeutet auch etwas sehr romantisches. Es verbindet nämlich die Buchstaben ‘I’, ‘L’ und ‘Y’ aus der Amerikanischen Zeichensprache – und bedeutet so mit „I love you“… hach…. Bilder von Wacken sind damit bei uns gleich noch höher in der Beliebtsheitsskala gerutscht. Metal Fans als die neuen Hippies! Peace und Love und so. Schön. Nicht so schön wird es, wenn man auch hier den Handrücken dreht. Dies bringt einem echte Probleme in den baltischen Staaten, Brasilien, Kolumbien, Italien, Portugal und in Spanien–allerdings nur, wenn die Geste einem Mann präsentiert wird. Damit setzt man ihm die Hörner auf und vermittelt ihm „Hey, deine Frau geht fremd“. In Südamerika hingegen ist die Geste ein Heilsbringer – mit ihr glaubt man sich von allen schlechten Einflüssen schützen zu können.
Angies absolute Lieblings-GesteBis vor kurzem kannte Angie diese Prachtexemplar von Geste nicht mal. Aber dann, als ihre italienische Kollegin und sie in einem schönen Restaurant Bari saßen und sie das wohl beste Abendessen meines Lebens genossen hatte, zeigte ihre Kollegin ihre Begeisterung mit dieser Geste: Sie legte ihre Zeigefinder an ihre Wange und macht eine schraubende Bewegung. Angie war verwirrt. „Hast du Zahnschmerzen?“ Die Italienerin brüllte los vor lachen und erklärte Angie, dass man in Italien diese Geste nutzen um seinen Gefallen an zwei für die Italiener lebensnotwenigen Dingen kundzutun: ein gutes Essens und die Sichtung einer wirklich schönen Frau. Seitdem gibt Angie mit dieser Geste nach jedem guten Mahl an – oder wenn sie einen gut aussehenden Mann sieht.
Oh Mann, bin ich clever!
Am selben Abend hat Angie noch eine andere lustige italienische Geste kennengelernt. Sie dankte ihrer Kollegin für ihre großartige Arbeit an diesem Tag , worauf diese folgendes tat: sie versetzte sich selber von der Seite einen leichten Kinnhacken und grinste dabei wie ein Honigkuchenpferd… Bestrafung? Keineswegs! Dies ist die ironische Art auszudrücken, dass man sich selbst für unglaublich clever hält. So wie bei uns das Klopfen der eigenen Schulter. Wir haben uns natürlich auf der Stelle in diese Geste verliebt und nutzen sie seitdem (natürlich total häufig).Mit allen Wassern gewaschen oder einfach nur unreif?
Eine ähnliche Geste zumindest in vielen westlichen Ländern wird durch leichtes Ziehen der Haut unter den Augen erreicht. Das bedeutet also manchmal: “Junge, ich bin – oder ist der/die schlau!” In Frankreich und Griechenland kennt man diese Geste allerdings in einem anderen Zusammenhang, nämlich um zu vermitteln. “Ich schau genau hin. Ich glaube dir nicht. Du kannst mir nichts vormachen.“ Das Holzauge ist sozusagen wachsam… In Japan wird diese Geste nur von kleenen Lümmeln verwendet, wenn sie jemanden doll ärgern wollen –und ist daher vergleichbar mit unserem kindlichen Zunge-Rausstrecken. Bäääääh! Juckt die Nase?
Wer diese Geste zum ersten Mal sieht, ist schon kurz davor nach einem Taschentuch zu suchen. Tatsächlich aber wollen Chinesen damit einfach nur auf sich aufmerksam machen – vergleichbar mit uns, wenn wir auf uns selber zeigen „Die Currywurst bin ich“. Nutzen die Chinesen ihre Nasentipp-Geste in Jordanien, würde sie das allerdings in große bringen. Wer dort an die Seite der Nase tippt, zeigt an, dass er auf ein romantisches Abenteuer aus ist. Hui! Daher halten es die Briten auch nicht viel anders, wenn ein Nasentippen für sie bedeutet: „Das bleibt alles unter uns Gebetsschwestern, wir teilen ein Geheimnis“.
Daumen hoch!
Dieses Zeichen scheint ja die ultimative internationale Geste zu sein. Ist es aber überhaupt nicht. Ganz im Gegenteil. In Thailand zum Beispiel gilt das Zeichen herabwürdigend. Während bei uns die Kids die Zunge rausstrecken, wird hier der Daumen hoch gehalten. Viel Schlimmer ist die Geste im Nahen Osten, Westafrika, Südamerika, Sardinien und im Iran – hier wird „Daumen hoch“ als absolute Beleidung verstanden, und ist in etwa gelichbedeutend mit unserem gestreckten Mittelfinger! Will die was von mir?
In vielen Ländern ist ein Kuss einfach ein Kuss. Und bei dem Anblick von Angie hier ist klar. Die will flirten! Daher ist es in den USA recht ungewöhnlich für männliche Freunde einander mit Küssen zu begrüßen. Frankreichs Männer sind da viel offener. Das fröhliche Hallo wird zugleich von einer Batterie von Küssen begleitet. Frauen machen das ja eh…. Die Belgier allerdings setzten noch einen drauf. Die knutschen einfach jeden und wild drauflos. Ganz egal welches Geschlecht und eigentlich auch egal, ob man nun dicke befreundet ist oder sich gerade erst kennengelernt hat.
Vorsicht, Fettnäpfchen!

Schöne Idee, jedoch wichtige Korrektur zu “Daumen-hoch” in Brasilien: habe ich dort als ausnahmslos positive Geste (wie in Dtld., aber häufiger gebraucht) erlebt (habe dort, v.a. in Südbrasilien, gelebt, bin aber auch durch viele andere Landesteile gereist und habe viele Menschen aus den unterschiedlichsten Regionen und sozialen Schichten kennengelernt).
Hey ihr,
Super Tipps
Ich bin gerade in Thailand und da ich kaum Thai spreche sind die Gesten sehr wichtig und hilfreich
Aber was benutze ich am besten wenn ich beim verhandeln einen Preis vorgeschlagen bekomme und diesem zustimmen möchte?
Der Daumen kam nicht so gut an, und dank eurem Artikel weiß ich auch warum
Haha, ja – bei Gesten ist Recherche alles. Ich frage oftmals einfach Einheimische gleich am ersten Tag, was geht und was nicht geht. Bei Hotels oder Hostels gibt es ja immer auch Locals, die Englisch sprechen und einem da wirklcih sehr behilflich sein können. So eine Konversation ist immer interessant! 🙂
Gute Reise noch!
ein wirlich sehr interessanter und gelungender Bericht. Allerdings ist euch ein Fehler unterlaufen: Für die Geste der Amerikanischen Zeichensprache “i love you” müsste noch der Daumen ausgestreckt werden, denn der ausgestreckte kleine Finger zeigt das i, der Zeigefinger mit dem Daumen das L und der kleine Finger mit dem Daumen das y, alle drei Finger dann ILY = I love you
Das Herwinken Bild ist Bild Nummer 3 😀
Herrlich, danke! Ich hätte vor meinen 7 Monaten in Südamerika jedenfalls eine solche Erklärung gebraucht, dann hätte ich mir vielleicht jede Menge Ärger (aber auch jede Menge Schreibstoff erspart) – allerdings noch mit einem Bild, das mir hier fehlt: Dass Herwinken mit der Hand “Stehenbleiben!” heißt. Dafür eine – in unseren Breitengraden – als wegscheuchend interpretierte Handbewegung “Mitkommen” signalisiert. Aber gut, immerhin hab ich so einige Male mehr lachen dürfen… und die anderen wohl auch 🙂
Kein Grund rot zu werden! 😉
vielen Dank Björn! Wir werden rot …. 😀
Super geschrieben. Bevor ich auf Weltreise ging, hatte mir eine Kolegin mal eine Zeitschrift mit einem aehnlichen Artikel zum lesen gegeben. Viel schlechter geschrieben und lange nicht so ausfuehrlich!
Total witzig! Da lernt man echt noch was 🙂
😀
du bist so suess, danke fuer diesen post und ich hab schoen geschmunzelt 🙂