Man könnte sagen San Marino sei störrisch, oder auch trotzig. Dabei thront der Zwergstaat seit mehr als 1700 Jahren friedlich auf seinem Berg Titano und beharrt auf seine Unabhängigkeit gegenüber dem umliegenden Italien. Damit ist San Marino die kleinste und älteste Republik der Welt. Zeit ihr einen Besuch abzustatten.
Die schöne Emilia Romagna umgibt San Marino mit dem sogenannten Motor Valley, der Geburtsstätte der italienischen Auto- und Motorradkultur. Genau deshalb bin ich unter anderem hier: San Marino richtet ein Motorradrennen den San Marino Moto GP aus, das ich besuchen werde. Denn ich interessiere mich nicht nur für Motorräder, sondern habe auch einen Motorradführerschein und bin lange selber gefahren. Umso mehr freut mich schon die Auffahrt mit dem Auto nach San Marino: Serpentinen schlängeln sich an den an steilen Berg geschmiegt Meter um Meter nach oben. Und eigentlich soll ich hier übermorgen mit einem Leihmotorrad rumdüsen. Aber wie so oft kommt alles anders als gedacht.
Vor dem Haupttor der Altstadt spuckt uns der Fahrer aus. Die Altstadt ist autofrei. Grenzkontrollen nach San Marino gibt es übrigens keine – obwohl die Republik nicht mal Mitglied der EU ist. Wir zockeln die paar Meter runter zu unserem Hotel La Grotta, das in einer der wenigen steinernen Gässchen liegt. Ich beziehe mein schönes Zimmer und staune als ich die Vorhänge beiseite schiebe. Denn mein Ausblick ist einfach nur majestätisch.
Königlich kommt man sich überall in der Stadt vor, vor allem wenn man hinab ins Tal schaut. Von hier oben hat man einfach den besten Ausblick auf die malerischen Hügel und Weiten der Emilia Romagna – und auf die Terrakotta-Dachziegeln der Häuser von San Marino.
Bei einem Spaziergang durch die bildschöne Altstadt von San Marino werden die Vorteile der Nicht-EU-Zugehörigkeit schnell klar: überall finden sich Geschäfte, die vergünstigt Parfums, Zigaretten aber auch Waffen anbieten. Und das obwohl es hier seit Jahrhunderten so friedlich zugeht. Aber San Marino ist nunmal ein kleines Steuerparadies. Mich interessiert das allerdings eher weniger: mein Blicke haften an den schönen Ecken, den wunderschönen Häusern, die selbst alle eine Geschichte erzählen.
Wir sind am Palazzo Pubblico angekommen, hier findet die für Touristen beliebte Wachablösung statt. Am schönsten Piazza davor steht die San Marinesische Freiheitsstatur, aus besten weißen Carrara Marmor gehauen. Das passt. San Marino gehört zu den reichsten Staaten der Welt und hat nicht mal Staatsschulden. Regieren darf hier im Prinzip jeder San Marineser. Und theoretisch bestünde auch die Möglichkeit dazu: denn alle sechs Monate werden die beiden Staatsoberhäupter ausgewechselt.
Unser Tag wird von einem massiven Gewitter und Wolkenbruch beendet, während wir im Restaurant La Terrazza zu Abend essen, donnerst und blitzt es so kräftig, dass die Gläser auf unserem Tisch wackeln und wir durch die Fenster zusehen können, wie die Blitze die sonst pechschwarze Nacht für Bruchteilen von Sekunden in ein lila Licht tauchen. Majestätisch.
Am kommenden Morgen scheint die Sonne wieder – ein eigentlich hätte ich mit meinem Leihmotorrad fahren dürfen, aber meine Gesundheit macht mir einen Strich durch die Rechnung. Denn mitten in der Nacht wache ich von Schüttelfrost geplagt auf und entwickle ein hohes Fieber. Es wird mich die nächsten 36 Stunden ans Bett fesseln – und dabei dafür sorgen, dass ich einiges aus San Marino verpassen werde, nicht nur meine Motorrad-Tour. Ich muss also noch einmal wiederkommen.
Als ich mich einigermaßen wieder auf den Beinen halten kann, geht es auch schon zur San Marino Moto GP, aber davon erzähle ich euch ein anderes Mal. Immerhin bin ich wohl die einzige Person, die jemals bei einem Motorrad-Rennen mit Wärmflasche im Rücken sitzend zugeschaut hat.
Meine Reise nach San Marino war Teil der Kooperation mit iAmbassador und Visit San Marino. Meine Meinung über den Ministaat bleibt natürlich wie immer unangetastet.