Essen ist sexy, Kochen auch. Aber ich bin weit davon entfernt, auch nur annähernd Attraktivität auszustrahlen. Ich stehe vor dem Eingang zu den heiligen Gourmethallen von Singapore Airlines. Gleich werde ich durch die vielen Küchen der Fluggesellschaft geführt. Aber erst muss ich mich verkleiden. Ein Kittel wird mir gereicht, dazu eine dieser entzückenden Häubchen für die Haare. Ich versuche noch meinen Pony zu retten – aber nix da. Auch der muss unter der Haube verschwinden. „Watt mutt dat mutt!“ sagt Hermann, the German. So wird der deutsche Food & Beverage Manager von Singapore Airlines hier von allen genannt. Eigentlich heißt er Hermann Freidanck.
Respekteinflößend ist nicht nur sein Wissen und seine Kompetenz, sondern auch seine Größe. Fast alle, die uns hier begegnen, sind kürzer als er – ich eingeschlossen. Herman kommt aus der Nähe von Berlin, ist aber in Norddeutschland aufgewachsen und liebt Grünkohl. Sein Humor ist so trocken wie das Essen manch anderer Fluggesellschaft. „Seit gefühlten Ewigkeiten“ sagt er, sei er in Singapur. Nach einer recht wilden Jugend machte er sich auf den Weg die Welt kulinarisch zu erobern. Mit seiner Ausbildung zum Koch und Hotelfachmann kehrte er Deutschland den Rücken und zog er von einem Land zum anderen. Bis er schließlich bei Singapore Airlines landete, im wahrsten Sine des Wortes.
Er ist auch derjenige, der die Spitzenköche des „International Culinary Panel“, die ich auf meiner kulinarischen Weltreise besuche, koordiniert und zu ihnen Kontakt hält. Denn durch seinen Job ist er für das gesamte kulinarische Angebot der Airline verantwortlich.
Die Sicherheits- und Hygienemaßnahmen könnten nicht strenger sein. Nach der Verkleidung gehen wir durch eine Windschleuse, die nun wirklich jeden letzten mikroskopisch kleinen Staubkrümel von uns wegpustet. Wenn Beyoncé wüsste, dass hier so eine starke Windmaschine steht, würde sie sicherlich auch gern mal für einen Videodreh vorbeikommen. Der Druck ist so heftig, dass ich meine, mein Make-Up fliegt mir vom Gesicht.
Dann geht es los. Die guten Düfte sind kaum auszuhalten, mein Frühstück ist schon etwas länger her. Hermann führt mich von Küche zu Küche und erklärt, was hier passiert. „Eigentlich ist das Konzept unseres Essens ganz einfach. Wir nehmen die besten Zutaten, bereiten diese von Hand fachgerecht zu, und dann werden sie fast schon direkt auf unsere Flugzeuge geliefert.“ Der Schritt dazwischen sei aber ebenso entscheidend. Die Speisen werden nämlich nach der Zubereitung in einem (ich nenne es mal) Zauber-Frost-Prozess extrem schnell herunter gekühlt. Würde das langsamer von Statten gehen, würden die Speisen noch nachgaren und damit an Bord pappig schmecken oder zu durch sein.
„Wir bereiten auch eher in kleinen Portionen zu“ verrät mir Hermann weiter. „Zum Beispiel in der Chinesischen Küche. Wenn wir hier Shrimps braten, dann nur schrittweise, von Hand. Wären zu viele Shrimps im Wok, würde die Temperatur des Fetts automatisch sinken – und damit die Kraft der Hitze.“ Das macht Sinn, denke ich und hoffe, dass niemand mein Magenknurren hört. Auch jedes Omelette, das man an Bord von Singapore Airlines bekommt, wird einzeln und von Hand zubereitet. In ganz normalen kleine Pfannen und aus echten Eiern, nicht aus dem schrecklichen Zeug aus der Tüte. Ich bin beeindruckt und freue mich auf meinen nächsten Flug morgen, um das selbst zu kosten.
Ein paar Küchen weiter traue ich dann meinen Augen kaum. Ich stehe vor dem Gericht, auf das ich mich auf jedem Flug mit Singapore Airlines immer am meisten freue: Satay Spieße. 40.000 Stücke davon werden hier jeden Tag von Hand zubereitet. Und nicht nur das. Vor mir stehen sechs Köche an einem großen Holzkohle Grill und drehen die Hühnerspieße. Hermann muss über meinen verdutzen Blick lachen. „Ja, es schmeckt nur so gut! Wir haben auch mal mit einem Gasgrill oder Elektrogrill herumexperimentiert. Aber das war einfach nicht so lecker. Nur mit Holzkohle bekommen wir die Satays so hin, wie sie sein sollten.“ Endlich endlich darf ich hinter vorgehaltener Hand auch mal was probieren. Köstlich!
In der nächsten Station werden die einzelnen Bestandteile der Speisen dann auf die Schalen und Teller verteilt. Es gibt ein „Golden Sample“, also ein Beispiel, das genau so angerichtet ist, wie die Köche das Gericht geplant haben. Daran halten sich die vielen Mitarbeiter penibel, die im Übrigens in ihren blitzweißen Mützen, Kitteln, Handschuhen und dem Mundschutz aussehen wie Jedi-Ritter. Anschließend wird verpackt und gekennzeichnet, damit das richtige Essen auf die richtigen Maschinen kommt. Parallel gibt es für die Crews an Bord entsprechende Anweisungen, damit die Mahlzeiten mit der korrekten Temperatur und der perfekten Garzeit in den Öfen der Flieger zubereitet werden.
Als wir unsere Tour beendet haben, bleibt leider nicht viel Zeit zum ausführlichen Reden. In wenigen Stunden sitzt der Manager auf dem Singapore Airlines Flug nach München. Aber etwas erfahre ich vorher noch von Hermann, the German: er ist Hard-Rock-Fan und Motorradfahrer. Prima. Also machen wir aus, dass ich mir beim nächsten Besuch in Singapur ein Motorrad miete – und wir gemeinsam durch die Stadt knattern. Ich bin mir sicher, dass er weiß wo es das beste Essen der Stadt außerhalb der Cateringküchen der Airlines gibt. Dann ist zwar durch den Helm wieder meine Frisur ruiniert, aber was tut man nicht alles für einen guten Happen und spannende Geschichten.
Mein Dank gilt den vielen Helfern von Singapore Airlines, die mir diese Reise ermöglicht haben und drei Monate mit mir am Konzept gebastelt haben. Singapore Airlines hat mich auf die Reise eingeladen. In Kürze erscheinen meine Geschichten auch im Bordmagazin der Airline.
Oh das ist ja toll, so eine Airlineküche würde mich auch mal interessieren! Die ganze Logistik dahinter ist sicher auch einfach der Wahnsinn. Schöner Artikel und sehr schön geschrieben.
Viele liebe Grüße
Linda
Danke Linda! 🙂
Kann den Bericht nur bestätigen.
Klasse Airline mit Spitzenservice.
Fliege am 28.11.2015 auch wieder SQ25 FRA-SIN.
Und am 30.12.2015 mit SQ26 leider zurück.
Gruß Michael
Oh hast du es gut, Michael! Viel Spaß in der Stadt und schau dir meinen allerneusten Artikel an, vielleicht findest du ja eine Anregung für ein leckeres Essen!
Happy landings,
Angelika
hach ein toller bericht und mega interessant mal hinter die kulissen geschaut zu haben! ich glaube ich muss muss muss auch mal mit singapore fliegen!
Hallo Ina,
danke schön! Jaaaa, musst musst musst du. Tolle Airline! 🙂
Liebste Grüße und immer schöne Reisen…
Angelika
Hallo Ina,
danke schön! Jaaaa, musst musst musst du. Tolle Airline! 🙂
Liebste Grüße und immer schöne Reisen…
Angelika